»we3ve«

Weniger Blech - mehr rollen

Das "Stehzeug"-Dilemma ist ein häufig diskutiertes und wachsendes Problem in unseren Städten und Dörfern: Die meisten Autos stehen tagelang am Straßenrad oder auf Parkplätzen herum und verhindern, dass dieser Raum sinnvoll genutzt wird. Studierende der Hochschule Darmstadt h_da präsentieren mit ihrer Carsharing-App we3ve eine innovative Lösung für dieses hochaktuelle Problem.

Darum geht es

Wenig Platz, viele Stehzeuge – Studierende der Hochschule Darmstadt h_da haben sich dieses immer drängenderen Problems zugeparkter Städte und Dörfer angenommen. Ihr Lösungsvorschlag: privates,  nachbarschaftliches Teilen von Fahrzeugen mit Hilfe ihrer selbstentwickelten App we3ve. Mit we3ve möchten sie der nachhaltigen Verkehrswende einen Schub geben, indem sie es ermöglichen, ein bereits vorhandenes Fahrzeug in der Nachbarschaft zu nutzen – sodass die Anschaffung eines eigenen überflüssig wird. Das spart Ressourcen und Platz. Ein zusätzlicher Pluspunkt: Jede*r kann in der App eine eigene Nachbarschaft gründen, Nutzer*innen persönlich einladen und so, unabhängig von kommerziellen Anbietern, aus einem Stehzeug ein Fahrzeug machen.

Interview

 

1. Wie genau sieht euer Projekt aus?

Informatik-Studierende der h_da entwickeln im 3. Projektsemester mit bis dato über 3.000 Entwicklungsstunden eine Nachbarschaft-Carsharing-App, um im privaten Rahmen Fahrzeuge unkompliziert zu sharen (nutzen).

2. Wie seid ihr auf die Idee zu eurem Projekt gekommen? Warum braucht es euer Projekt?

Los ging es mit dem ersten Nachbarschaft-Carsharing eines eCorsas, der nicht nur auf dem Hof stehen, sondern auch gefahren werden sollte (Halter: Klinikon GmbH). Prof. Stefan Zander, IT-Professor an der h_da Hochschule Darmstadt, schlug vor, dies als Semester-Entwicklungsprojekt engagierten Studierenden als use case für eine Carsharing-App zu geben.

3. Was wollt ihr verbessern/ändern?

Weniger Blech – mehr rollen: Insbesondere eAutos mit ihren riesigen Batterien können von Einzelnen nicht sinnvoll ausgelastet werden – we3ve stellt einen einfachen, verbindlichen Einstieg in die Sharing Economy im Rahmen der Mobilitätswende dar. Carsharing zwischen Privatleuten, ohne zwischengeschalteten, kommerziellen App-Provider.

4. Was war das Erste, was ihr gemacht habt?

Mit acht Studierenden haben wir vor drei Semestern das erste Projekt zur Programmierung der we3ve-App (Frontend als Mobile-Anwendung oder Web-App) samt zugehörigem Backend (Server-Anwendung) gegründet.

5. Welche Schritte folgten? Gab es einen Plan?

Jedes Projektsemester (wir sind im 3. Semester) gibt es eine Projektdarstellung mit Beschreibung der anstehenden Projekterweiterungen/Workpackages. Die Studierenden organisieren sich aktuell selbständig in Workpackages/Entwicklungsteams und berichten in wöchentlichen Jour fixes an die Auftraggeber (Prof. Stefan Zander, Roland Trefftz). we3ve entwickelt sich in diesem Semester zu einem kleinen Ecosystem rund um das Thema „Reservierung, Nutzung und Abrechnung gemeinsamer Fahrzeuge“.

6. Hattest du Startkapital? Wenn ja, wie habt ihr es akquiriert? Gab es Förderer neben der Starthilfe von »DIY: Verkehrswende selber machen«?

Klinikon GmbH (Geschäftsführer: Roland Trefftz) hat bisher die angefallenen Auslagen der Semester-Projekte im Rahmen von Corporate Social Responsability erstattet.

7. Gab es Kooperationspartner, mit denen ihr zusammengearbeitet habt? Wie habt ihr diese akquiriert?

Wir sind an den VCD herangetreten und haben gefragt, ob sie als Partner der Mobilitätswende für eine bundesweite Verbreitung dieser DIY-Carsharing-App zur Verfügung stehen. Weitere Landkreise und Kommunen werden nach und nach angefragt. Alle Institutionen mit Interesse an gemeinsamer Nutzung von Fahrzeugen (in Firmen, privat oder sonstige Sharer/Eigentümer) sind eingeladen, die kostenfreie App zu nutzen. Anfang Q2 2024 wird diese auch im Google Play- und im iOS-App-Store verfügbar sein. Interessierte können sich auf we3ve.de (Benutzer: testfrau@we3ve.de – Passwort: we3veTest) als web-App einwählen und ein virtuelles Fahrzeug auswählen bzw. die Anwendung kennenlernen. Bei Interesse können Nutzende sich selbst registrieren und eine eigene Nachbarschaft einrichten.

8. Würdest du dein Projekt noch einmal genauso starten? Was würdest du anders machen?

Der studentische Projektrahmen (Praxissemester „Project Software Engineering“ [PSE]) ist ein fester Bestandteil des Bachelor/Master-Informatik-Studiums der h_da. Das PSE-Format wird in seiner Grundstruktur seit vielen Semestern angewandt. Diese Ressourcen werden nun gemeinwohlorientiert für dieses (bundesweite) Projekt gebündelt. Wir stehen nun vor der Hürde, engagierte Institutionen zu finden, die für Ihre Region das Hosting des Backends (sehr niederschwellig) anbieten. Klinikon hat sich bereit erklärt, das Hosting der ersten 100 Nachbarschaften DSGVO-konform zu übernehmen. Ein Hosting für die ganze Bundesrepublik übersteigt unsere Möglichkeiten.