Anne-Sophie und Patrick berichten
1. Wie genau sieht euer Projekt aus? Beschreibt es mit drei Worten.
Zelten - Teilen – Reisen
2. Wie seid ihr auf die Idee zu eurem Projekt gekommen? Warum braucht es euer Projekt?
Wir waren im schönen Schweden Urlaub machen und durften dort das "Jedermannsrecht" genießen. Das heißt, wir waren mit unserem Zelt unterwegs und konnten an ziemlich jeder beliebigen Stelle für eine Nacht campen. Zurück in Deutschland hätten wir diese Option auf der weiten Rückreise auch gern gezogen. Doch befindet man sich beim "Wildcampen" in Deutschland schnell mindestens in einer rechtlichen Grauzone. Diese Einschränkung gemessen an der vorher genossenen Freiheit ist uns bitter aufgestoßen. Aus diesem Impuls heraus fingen wir an, uns darüber Gedanken zu machen, wie man das "Wildcampen" in Deutschland ein Stück weit legalisieren könnte, um Menschen ein so freies Reisen zu ermöglichen, wie wir es in Schweden erfahren haben.
3. Was wollt ihr verbessern oder ändern?
Nach dem Slow-Travel-Prinzip zu reisen, bedeutet: sich Zeit zu nehmen für die kleinen Dinge, die einem begegnen und die Reise besonders machen. Von den Bergen bis ans Meer kann jeder Landstrich zu Fuß oder zu Fahrrad intensiver erkundet und kennengelernt werden. Es stiftet Verbindung mit den Plätzen und den Menschen, denen man begegnet. 1NITE TENT erleichtert diese Form des Reisens, indem es Plätze und Menschen zusammenbringt, indem es zu Spontanität anstiftet, indem es zum Teilen und zum Draußen-Zeitverbringen einlädt. Intensives, langsames Reisen sollte keine Frage des Geldbeutels sein.
4. Was war das Erste, was ihr gemacht habt?
Die ersten Ideen wurden auf unserem (damals noch) Dresdner Balkon unter abendlicher Sommersonne gesammelt. Schnell wurde im Rahmen des Brainstormings klar: die Zivilgesellschaft selbst kann sich die Freiheit durch praktiziertes Teilen von Eigentum schaffen. Denn es mag zwar ein Leichtes sein, am Abend der Wanderung am nächsten Hof nach einer freien Unterkunft für die Nacht zu fragen. Doch oft fehlt hierfür der Mut. Diese Hürde wollten wir durch ein aktives Signal der zum Teilen Bereitwilligen abbauen. Nachdem das für uns klar war, galt es in Schritt 2 nur noch dem Kind einen passenden Namen zu geben, der mit dem klarer werden der Idee auch bereits irgendwie schon auf der Zunge lag.
5. Welche Schritte folgten? Gab es einen Plan?
Nachdem nun die wirklich wichtigen Dinge geklärt waren, checkten wir als nächstes die deutsche Rechtslage. Was das Wildcampen angeht, hat jedes Bundesland seinen eigenen Bußgeldkatalog. Zu klären war aber auch, inwiefern das Teilen von Grundbesitz legitim und ein gangbarer Weg ist. Ein befreundeter Jurist sagte: "Check". Nun kannten wir unsere Kompetenzen, die für die Umsetzung erforderlich waren. Das sehr notwendige Programmieren war leider nicht dabei. Wir holten uns hierzu Angebote ein, um festzustellen, dass wir uns diese Umsetzung privat nicht leisten könnten - besonders vor dem Hintergrund, dass wir mit dem Projekt keine Gewinnerzielungsabsicht verfolgen sondern lediglich unkomplizierteres Reisen ermöglichen wollten. Da dieses Ziel etwas war, was alle angeht, beschlossen wir also eine Crowdfunding-Kampagne zu starten. Denn wenn alle einen Nutzen von der Idee hätten, könnten die ja auch alle mitfinanzieren.
6. Hattet ihr Startkapital? Wenn ja, wie habt ihr das akquiriert? Gab es Förderer neben der Starthilfe von »DIY. Dein Mobilitätsprojekt«?
Wir erhielten im Rahmen der Crowdfunding-Kampagne zwar viele einzelne Unterstützungen, doch letztlich haben wir das Funding-Ziel leider nicht erreicht. Zugegeben: Wir waren enttäuscht. Doch viele Zuschriften und der nach wie vor bestehende Antrieb, die Grundidee von 1NITE TENT endlich nutzen zu können, haben uns motiviert das Projekt low budget umzusetzen: neben dem Tagesgeschäft, Stück für Stück, slow eben. In diesem Geiste schloss sich unser Freund Micha als Programmierer 1NITE TENT an, um uns den sehr wichtigen Baustein der web-basierten Umsetzung abzunehmen. Er steckte viel Energie und Tastenanschläge in das Projekt, um es zum Leben zu erwecken.
7. Gab es Kooperationspartner, mit denen ihr zusammengearbeitet habt? Wie habt ihr diese akquiriert?
Micha war unser einziger und wichtigster Kooperationspartner.
8. Würdet ihr das Projekt noch einmal genauso starten? Was würdet ihr anders machen?
So vieles würden wir gar nicht anders machen. Der Weg ist bekanntlich oft das Ziel, und die Seite steht.