Sind Semestertickets bald tot?
Blogbeitrag vom DIY-Projekt
Seit der Einführung des Deutschlandtickets stellt sich für viele Studierende die Frage: Warum muss ich überhaupt noch den Pflichtbetrag für ein Semesterticket zahlen, wenn es doch für 49 € eine Alternative für alle gibt? Semestertickets im sogenannten (Voll-)Solidarmodell waren bisher zwar für einige ein Ärgernis, die ein eigenes Auto haben, keinen Bahnhof in ihrem Heimatort und am Studienort nur mit dem Fahrrad unterwegs sind. Das D-Ticket hebt diese Diskussion aber auf ein anderes Level: Sind Semestertickets, die bisher nur den ÖPNV in einem beschränkten Radius um eine Hochschule abdecken überhaupt noch gerechtfertigt? Kann man Studis zu einer Abnahme eines solchen Tickets verpflichten?
Sogar einige Rechtsgutachten kommen zu dem Schluss, dass dies zumindest nicht mehr so eindeutig ist, wie vor dem Deutschlandticket. Aus Angst vor einer negativen juristischen Entscheidung im Falle einer Klage und den damit verbundenen einem riesigen Aufwand für eine mögliche Rückabwicklung, haben bereits einige Studierendenschaften ihre Tickets vorsorglich gekündigt. An weiteren Hochschulen wird eine mögliche Kündigung aktuell intensiv diskutiert.
Um die Folgen einer möglichen Kündigungswelle zu erfahren und um das von der Politik ins Spiel gebrachte Semesterticket auf Basis des Deutschlandtickets näher zu beleuchten, haben wir uns entschieden, unser Projekt anzupassen und uns genau auf dieses Thema zu stürzen. Welchen Nutzen sollten Studierende ansonsten davon haben, zu wissen, welche Ziele man mit einem Semesterticket erreichen kann, das in Kürze möglicherweise gar nicht mehr existiert?
Aktuell bereiten wir eine Kampagne dafür vor, Semestertickets wo es geht zu erhalten und gleichzeitig das immer noch in Planung und Diskussion befindliche "Bundesweite Semesterticket" doch endlich beschlossen wird und das auf einer ordentlichen Grundlage. Denn die aktuelle Beschlussvorlage, die im Koordinierungsrat für das Deutschlandticket diskutiert wird, ist aus der Sicht von Studierendenschaften mangelhaft.
Aktuell erarbeiten wir eine Kampagne, um bestehende Semestertickets zu erhalten und die Planungen und Umsetzungen zum auf politischer Ebene vorgeschlagenen und in Diskussion befindlichen "Bundesweite Semesterticket" zu beschleunigen. Dabei legen wir einen besonderen Fokus auf die Anforderungen, die ein solches Ticket für die Studierendenschaften überhaupt erfüllen müsste, um an den einzelnen Hochschulen im gesamten Bundesgebiet eingeführt zu werden, was in der bisherigen Beschlussvorlage des Koordinierungsrates Deutschlandticket nach unserer Ansicht nur unzureichend berücksichtigt wird.
Auf der sich derzeit noch im Aufbau befindende Projekthomepage https://kein-semesterticket.de werden wir in Kürze beginnen laufend über unser Projekt berichten, Umfrageergebnisse veröffentlichen. Dabei möchten wir auch die Entscheidungsträger*innen in Politik und Wirtschaft auf die nicht nur für die unmittelbar betroffenen Studierenden, sondern auch gesamtgesellschaftliche Relevanz von Semestertickets aufmerksam machen, denn die regelmäßige Nutzung des ÖPNV kann ein Anteil für gelebten Klimaschutz sein.