»Gehzeug-Parade«

Aufmerksamkeit schaffen für mehr Flächengerechtigkeit

Autos stehen 23 Stunden am Tag nur rum - Zeit etwas dagegen zu tun! Mit Bildung, Kreativität und Durchhaltevermögen hat Jasmin Junghans den Wolfenbüttelern gezeigt, was Flächengerechtigkeit bedeutet. Erfahrt hier mehr über das Projekt.

Darum geht es

Jasmin möchte zeigen, wie viel Platz Autos in unseren Städten verschwenden. Das Werkzeug dafür: Gehzeuge. Dabei handelt es sich um ein Gestell in der Größe eines Autos, das sich ein*e Fußgänger*in umschnallen kann. Entwickelt wurde die Idee von Hermann Knoflacher, einem österreichischem Zivilingenieur und Verkehrsaktivisten. Er nutzte sein Gehzeug, um sich für mehr Flächengerechtigkeit einzusetzen und Aufmerksamkeit für die Verkehrswende zu schaffen.

Gemeinsam mit 17 Kindern hat Jasmin in einem dreitägigen Workshop mehrere Gehzeuge gebaut. Der krönende Abschluss war eine Parade, bei der die Kinder mit den Gehzeugen auf der Straße unterwegs waren und für klimafreundlicheren Verkehr demonstriert haben. Außerdem bekamen die Kinder die Möglichkeit, dem Wolfenbütteler Bürgermeister ihre Forderungen zu überreichen und mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Interview

 

1. Wie genau sieht dein Projekt aus? Beschreibe es mit drei Worten.

Gehzeug-Parade mit Kindern

2. Wie bist du auf die Idee zu eurem Projekt gekommen? Warum braucht es dein Projekt?

Das Gehzeug ist in aller Munde – eine tolle Möglichkeit auf die Themen Flächengerechtigkeit und Öffentlicher Raum für alle einzugehen. Zu viele Autos gibt es leider überall, doch im eigenen Wohnort weiß man am besten, was stört, was nicht so gut läuft und was man sich wünschen würde. Es bringt nichts, wenn wir diese Wünsche nicht aussprechen – denn wer soll uns dann hören? Also habe ich mich auf die Suche gemacht und so haben sich 17 tolle Kinder im Alter von 7 bis 14 angeschlossen und wir haben gemeinsam Gehzeuge gebaut. Mit denen sind wir dann zum Abschluss durch die Fußgängerzone in Wolfenbüttel gelaufen. Sogar der Bürgermeister hat uns einen Besuch abgestattet und sich dann ein Gehzeug geschnappt.

3. Was willst du verbessern / ändern?

Einerseits möchte ich mit dem Projekt mit Kindern ins Gespräch kommen – was stört sie, was wollen sie. Und den Kindern soll damit auch eine Möglichkeit geboten werden, gehört und wahrgenommen zu werden.

Und andererseits möchte ich mit der Gehzeug-Parade Bürgerinnen und Bürgern die Augen öffnen. Es wäre so einfach, die Stadt zu einem schöneren Ort zu machen, aber mit den ganzen Autos wird das einfach nichts.

Im Rahmen einer Bildung für nachhaltigen Entwicklung ist dieses Projekt in jeglicher Hinsicht notwendig und hilfreich.

4. Was war das Erste, was du gemacht hast?

Zuerst habe ich mir einen Projektplan erstellt (Arbeitspakte und Zeitplan): Welche Schritte müssen wann angegangen werden, wer muss dringend mit einbezogen werden? Um den Überblick zu behalten, war das enorm hilfreich. Allerdings habe ich auch gemerkt, dass in der Vorbereitung selbst noch viele organisatorische Aufgaben dazu gekommen sind, die ich zu Beginn nicht auf dem Schirm hatte.

5. Welche Schritte folgten? Gab es einen Plan?

  • Absprache und Koordination mit allen Partnern
  • Genehmigung von der Stadt einholen für die Parade und gleichzeitig Absprachen mit der Polizei vor Ort unternehmen
  • Akquise der teilnehmenden Kinder
  • Zeitpläne und Inhalte erstellen
  • Material und Werkzeug besorgen
  • Wer hält die Aktion auf Bildern fest?
  • Kommunikation rund um die Aktion
  • Pressemitteilungen verfassen und Presse einladen
  • Und, und, und...

6. Hattest du Startkapital? Wenn ja, wie hast du das akquiriert? Gab es Förderer neben der Starthilfe von »DIY: Verkehrswende selber machen«?

Nein, es gab kein Startkapital und die DIY-Förderung hat die Aktion in diesem Rahmen erst möglich gemacht.

7. Gab es Kooperationspartner, mit denen du zusammengearbeitet hast? Wie hast du diese akquiriert?

Das Projekt war eine Kooperation zwischen dem AHA-ERLEBNISmuseum für Kinder und Jugendliche e.V., des örtlichen Kreisverbandes des VCD (VCD WF) und der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, dem Team um Stiftungsprofessorin Prof. Dr. Jana Kühl. Das Museum war letztendlich der wichtigste Partner. Da habe ich meine Idee vorgestellt und einfach gefragt, ob sie Lust darauf haben. Manchmal sollte man sich nicht so viele Gedanken machen, sondern einfach loslaufen und starten.

8. Würdest du dein Projekt noch einmal genauso starten? Was würdest du anders machen?

Beim nächsten Mal würde ich kleine Änderungen vornehmen – Gehzeuge müssen für Kinder ganz anders gedacht werden, als für Erwachsene und auch die „Herstellung“ dauert viel länger. Beim nächsten Mal würde ich die Parade an sich noch viel mehr genießen.