Vermeiden, Reduzieren, Kompensieren – Wie steht‘s mit dem Fliegen?

Zukunft Reisen

Der globale Klimawandel wird zunehmend spürbar und es ist längst kein Geheimnis mehr, dass der internationale Flugverkehr hierzu beiträgt. Sein Anteil am gesamten menschengemachten Klimawandel wird derzeit auf rund 10% geschätzt. Und der Flugverkehr wächst stetig weiter: Die Welttourismusorganisation prognostiziert für die Zukunft ein enormes Wachstum der Auslandsreisen von rund 1 Milliarde im Jahr 2010 auf 1,6 Milliarden im Jahr 2020.

Nicht oder weniger zu fliegen ist also aktiver Klimaschutz. Um Flüge zu vermeiden, sollten bei kürzeren Strecken umweltfreundliche Alternative wie beispielsweise Bus oder Bahn gewählt werden. Besonders Kurzstrecken belasten die Umwelt überproportional, da Start und Landung besonders viel Energie verbrauchen. Wer in die Ferne reisen möchte, sollte darauf achten seltener zu fliegen, dafür aber länger vor Ort zu bleiben – was auch die Vorfreude und Reiseintensität erhöht –  und so die Zahl der Flüge zu reduzieren.

Ein weiterer Ansatz ist es mit einem Emissionsrechner herauszufinden, wie viele Emissionen durch die eigene Flugreise entstanden sind und hierfür einen freiwilligen Ausgleichsbetrag zu zahlen, um Klimaschutzprojekte zu unterstützen und hierdurch eine vergleichbare Menge Klimagase einzusparen. Auch Auto-, Bus- und Schiffsfahrten lassen sich auf diese Weise kompensieren. Organisationen, die freiwillige Kompensationen anbieten sind atmosfair, myclimate und Klima-Kollekte.

Nach Angaben des Kompensationsanbieters atmosfair  wird von deutschen Reisenden jedoch nicht einmal ein Prozent aller Flugreisen kompensiert. Diese Zahl könnte erheblich gesteigert werden, wenn Fluggesellschaften, Reiseveranstalter, Reisebüros und Buchungsportale auf die Möglichkeit der Klimakompensation hinweisen würden. Dies geschieht bisher kaum und häufig auch nur „versteckt“. Der Informationsdienst Tourism Watch untersuchte 45 Unternehmen (Airlines, Reiseveranstalter und Online-Buchungsportale): Mehr als die Hälfte bietet keinen Ausgleich für die durch den Flug verursachten Umweltschäden an. Diejenigen, die auf Kompensationen hinweisen, tun dies in unterschiedlicher Qualität. Häufig sind die Angebote schwer zu finden oder decken nur einen Teil der Emissionen ab.

Auch auf politischer Ebene zeigt sich Handlungsbedarf: Die EU bezieht den Flugverkehr zwar in den Handel von Emissionsrechten ein, aber Flüge aus und in Nicht-EU-Staaten sind ausgenommen. Immer wieder mal steht eine Besteuerung von Flugbenzin – die sogenannte Kerosinsteuer – zur Debatte, wird aber jedes Mal von den Lobbyisten der Flugwirtschaft erfolgreich bekämpft.

 

Wie ist eure Meinung zum Fliegen: Klimakiller und daher absolut tabu oder in Maßen in Ordnung? Was haltet ihr von Kompensationszahlungen: Sinnvoll oder „moderner Ablasshandel“?

 

Quellen:

http://www.unwto.org/facts/menu.html

http://www.tourism-watch.de/content/wenig-klimatransparenz-der-deutschen-tourismuswirtschaft

Billig, Michael: Ferien ohne abzuheben, in Schrot&Korn 07/2014, S. 21-28.

Evangelischer Entwicklungsdienst e.V. (Hrsg.): Fair Reisen mit Herz und Verstand. Tipps für verantwortungsvolles Reisen, Bonn 2009, S. 24-27.