Lastenräder erobern die Städte

Die Idee ist nicht neu. Vor über 100 Jahren waren Lastenräder allgegenwärtig. Bäcker nutzten sie, Handwerker und viele andere Berufsgruppen auch. Dann kamen die Autos und die Automobilisierung unserer Gesellschaft, die zu einer fast vollständigen Verdrängung des Fahrrads in den meisten Branchen führte, begann. Vor ein paar Jahren wurde das Lastenrad wieder neu entdeckt und mittlerweile sind die Packesel unter den Drahteseln richtig hip. Sie bieten Fahrspaß und gerade in urbanen Räumen einen riesigen Alltagsnutzen: Bis zu 5 Kinder können transportiert werden, größere Einkäufe und Materialien aus dem Baumarkt lassen sich unterbringen und alles was man für einen netten Tag am See oder im Park braucht passt auch problemlos rein. Laut einer ECLF-Studie wird nur bei 6 Prozent aller Einkäufe tatsächlich ein Auto benötigt, gut 90 Prozent könnten ebenfalls mit dem Rad erledigt werden. Das Verlagerungspotential im privaten Bereich ist also riesengroß.

Und auch immer mehr Unternehmen entdecken die Vorzüge der Lastenräder für sich. Lieferservices, Paketdienste, Kuriere, Handwerksbetriebe und Co. setzen gezielt auf Lastenräder, um in Städten kostengünstiger, zuverlässiger, umweltfreundlicher und oft auch schneller von A nach B zu kommen.

Es gibt heute eine unglaubliche Fülle an verschiedensten Modellen für die unterschiedlichsten Einsatzbereiche, nicht zuletzt auch dank zusätzlichem E-Antrieb – vom fixen Lieferpedelec bis zum Schwertransporter, von einspurig bis mehrspurig, von Heck- zu Frontlader.  Erst letzte Woche wurde auf  der European Cycle Logistic Conference in Wien  vom E-Lastenradspezialist Urban Arrow der „Tender" präsentiert, ein neues Lastenrad mit drei Rädern, dass ein Ladevolumen von 1500 Litern hat(im Vergleich dazu: ein Skoda Roomster hat mit ausgebauten Rücksitzen ein Ladevolumen von 1760 Litern) und bis zu 350 kg Ladung transportieren kann.

Ein weiteres neues Modell Lastenradmodell wird derzeit von DHL in Frankfurt am Main und Utrecht getestet. Die E-Lastenräder mit Containerboxen sollen die Zustellung von Paketen umweltfreundlicher und schneller machen. Dabei werden bis zu vier Container mit einem Anhänger zu einem zentralen Stützpunkt gefahren. Fahrradkuriere holen dort jeweils einen Container mit ihrem Cubicycle ab und legen dann in unmittelbarer Nähe mit der Zustellung los. Eine Box fasst Kubikmeter Volumen oder bis zu 125 kg und kann damit bis zu 90 Pakete transportieren.

Hinsichtlich des Verlagerungspotentials auf Lastenräder im Wirtschaftsverkehr gibt es unterschiedliche Prognosen. Eine Studie des DLR schätzt, dass etwa 8 Prozent der 3,9 Milliarden Fahrten auf Lastenräder verlagert werden können. Langfristig könnten sogar bis zu 23 Prozent der Fahrten auf das Fahrrad verlagert werden. Die Cyclelogistics-Studie geht sogar davon aus, dass 51% aller motorisierten Warentransporte in europäischen Städten mit Fahrrädern/Lastenrädern erledigt werden können.

Um den Einsatz von Lastenrädern im Wirtschaftsverkehr noch mehr anzukurbeln, fördert das Bundesumweltministerium seit Anfang 2017 das dreijährige Projekt "Lastenrad-Test" des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Im Rahmen dieses Projekts haben Unternehmen, die Gelegenheit Lastenräder für bis zu drei Monate zu testen.

Auch auf der diesjährigen VELOBerlin (1. und 2. April 2016) stehen Lastenräder im Mittelpunkt. Im Rahmen des Themenspecials Cargobike & Family stellen 22 Lastenradhersteller von der dreirädrigen Familienkutsche bis zum leichten Kurierflitzer alles aus und Lastenradexperte Arne Behrensen steht für Fragen rund um die Cargobikes parat. Wir vom »Projekt 2050« sind natürlich auch vor Ort. In Halle 14 (Stand B11) kannst du bei unserer Lastenradpackaktion selber testen wie viele Einkaufstüten in ein Lastenrad passen.