Rückblick: 4. VCD-Mobilitätsforum in Darmstadt und online

Für die Verkehrswende aktiv werden

Am 26. Mai 2023 fand das 4. VCD-Mobilitätsforum im Justus-Liebig-Haus im Darmstadt statt. Studierende und Auszubildende waren eingeladen, sich mit uns über die Verkehrswende und Aktivismus auszutauschen. Bei inspirierenden Inputs, spannenden Workshops und einer Diskussionsrunde zu Klimaprotesten lernten wir gemeinsam neue Aspekte nachhaltiger Mobilität kennen.

Mit rund 60 Teilnehmenden und 9 Expert*innen diskutierten wir am 26. Mai, wie man selbst für die Verkehrswende aktiv werden kann. Neben spannenden Impulsvorträgen luden ein Netzwerk-Speeddating und zwei Workshops zum Austausch ein. In diesem Rückblick könnt ihr alle Programmpunkte nochmal nachlesen und so unser 4. VCD-Mobilitätsforum Revue passieren lassen. Viel Spaß!

Jede*r kann sich für die Verkehrswende einbringen!

Um 10 Uhr ging es endlich los! Wir starteten voller Vorfreude und neugierig auf euch, eure Fragen und Ideen in unsere Veranstaltung. Als Einstieg hieß unsere Moderatorin Anika Meenken alle Teilnehmenden herzlich willkommen und führte in den Tag ein. Gleich im Anschluss folgte ein Grußwort von Edgar Dingeldein von der TU Darmstadt, die als Kooperationspartner an der Veranstaltung beteiligt war. Er betonte: »Das Ziel ist es, unseren Campus vom autogerechten Campus zum menschengerechten Campus zu machen.«

Wie man sich kreativ und aktivistisch für die Verkehrswende einsetzen kann, zeigte unser erster Referent Tobi Rosswog in seinem Input »Selbst aktiv werden, aber wie?«. Dabei setzte er einen Fokus auf sein derzeitiges Engagement in der Autostadt Wolfsburg, denn VW steht für Verkerhswende: »Wir machen aus der Autostadt die Verkehrswendestadt.« In einem lokalen Camp setzt sich Tobi gemeinsam mit anderen Aktivist*innen für mehr nachhaltige Mobilität und weniger Autos ein. Er zeigte, dass es Aktionen braucht, die »genug Wind machen« und dass es gilt, Narrative kreativ zu nutzen. Beispielsweise stellte er vor, wie er auf der Aktionärsversammlung von VW eine Rede halten konnte, indem ihm im Vorhinein eine Aktie von klimabewussten Aktionär*innen übertragen wurde oder wie aus einem Güterzug mit Autos via Banner eine Straßenbahn wurde. Die Idee dahinter: VW baut zukünftig Straßenbahne statt Pkw Er betonte zudem, wie wichtig es sei, die Arbeiter*innen vor Ort mitzunehmen. Denn bei dem Vorstand oder den Aktionär*innen anzusetzen, bringe nicht viel. Die Präsentation von Tobi Rosswog findet ihr hier.

Anschließend erfuhren wir von Dirk Wehrsig und Tanja Ehrhardt von den Psychologists for future (Psy4f), wie man die die Verkehrswende am besten kommuniziert. Oftmals wissen wir nicht, wie wir am besten mit Klimawandelleugner*innen umgehen sollen oder wie man andere Menschen vom Wissen zum Handeln bringt. Die beiden Referent*innen lieferten hilfreiche Tipps und machten deutlich: »Weshalb nehmen Menschen Veränderungen nicht an? Sie wollen Angenehmes behalten und Unangenehmes verdrängen. Hier kommt die Fähigkeit unseres Gehirns der unbewussten Abwehr zum Einsatz.« In ihrer Präsentation findet ihr viele Anregungen zum Umgang mit kontroversen Gesprächspartner*innen und wie man dabei die eigene psychische Gesundheit nicht aus dem Blick verliert.

Nach diesen beiden spannenden Inputs hatten die Teilnehmenden bei einem kurzen Speeddating die Möglichkeit, sich zu vernetzen und über die beiden Vorträge zu diskutieren. Anschließend folgte die Preisverleihung des DIY-Förderpreises. Die vier Gewinnerinnen konnten ihre vielfältigen Abschlussarbeiten vorstellen und zeigten einmal mehr, wie wichtig es ist, die Verkehrswende in den wissenschaftlichen Diskurs verschiedener Fachrichtungen einzubringen. Alles zu den Gewinnerinnen und den Abschlussarbeiten könnt ihr hier nachlesen. Die Plakate mit den Kurzvorstellungen der Themen findet ihr hier.

Gute Beispiele für nachhaltige Mobilität

Nach der Mittagspause mit vegan-vegetarischem Catering gingen die Teilnehmenden gestärkt in ihre Workshops, die bei schönstem Frühlingswetter stattfanden. Eine Gruppe besuchte am Campus Lichtwiese der TU Darmstadt gute Beispiele für die Verkehrswende. Los ging es mit der 2022 eigens für den Campus eingerichteten Lichtwiesebahn. Am Ziel angekommen, erwartete die Teilnehmenden ein lilafarbenes Blumenmeer und zeigte, dass solch ein Beitrag zur Artenvielfalt Hand in Hand mit hoher Aufenthaltsqualität für Fußgänger*innen geht. Weitere Good-Practice-Beispiele sind die App-gesteuerten „intelligenten Parkbügel“ als Lösung für die ständige Fehlbelegung von Besucherparkplätzen auf dem Uni-Gelände sowie die (Selbsthilfe-)Fahrradwerkstätten zwanzig° und Radschlag der Asta. Auch ein Blick in die nahe Zukunft war möglich: Ein großes Fahrradparkhaus und Lastenradverleih befinden sich im Aufbau. Diese und viele weitere Good-Practice-Beispiele findet ihr in unserer Broschüre »Nachhaltige Mobilität an Hochschulen«.

Der zweite Workshop beschäftigte sich mit Flächengerechtigkeit. Nach einem kurzen theoretischen Input, in dem verschiedene wissenschaftliche Konzepte und analytische Ansätze vorgestellt wurden, besichtigte die Gruppe im Rahmen eines Spaziergangs Praxisbeispiele für Flächen(un)gerechtigkeit in Darmstadt. Mithilfe eines Tools zur Abbildung und Veränderung von Flächenungerechtigkeit wurden daraufhin in Kleingruppen verschiedene Utopien der kreativen Umgestaltung öffentlicher Räume skizziert und die Ergebnisse diskutiert.

Im Anschluss an die Workshops hatten alle Teilnehmenden die Möglichkeit, sich auf dem Markt der Möglichkeiten über lokale Angebote und Initiativen zu informieren. Mit dabei waren der VCD sowie ADFC Darmstadt-Dieburg, Green Mobility Solutions und die Summer School der DELTA Energie Akademie. Außerdem stellten die Gewinnerinnen des Förderpreises ihre Abschlussarbeiten nochmals anhand von Postern vor.

Wie weit darf Klimaprotest gehen?

Zum Abschluss wartete noch eine Diskussionsrunde rund um den Klimaprotest auf uns. Auf dem Podium vertreten waren Fabian Zimmermann von der Letzten Generation, Sabine Crook vom VCD Darmstadt und Dirk Wehrsig von den Psy4f. Sie diskutierten darüber, wie wir am besten ausreichend Menschen erreichen, sich für den Klimaschutz und die Verkehrswende einzusetzen. Eins war allen drei klar: »Wir dürfen uns nicht ignorieren lassen.« Die Diskutant*innen machten allen eindrücklich deutlich, dass wir als Gemeinschaft alle in einem Boot sitzen und uns gemeinsam gegen die Klimakrise engagieren müssen – sei es mit zivilem Ungehorsam, kreativem Protest oder in Gesprächen mit Freund*innen und Verwandten.

Nach der Diskussionsrunde ging für uns ein langer Tag zu Ende. Uns bleiben besonders die vielen tollen Gespräche, eure Motivation und die Inspiration aus den Programmpunkten in Erinnerung. Gemeinsam schaffen wir die Verkehrswende jetzt. Wir freuen uns, dass ihr dabei wart!

Das war das Programm

Location: Justus-Liebig-Haus, Große Bachgasse 2, 64283 Darmstadt

 

10:00 Uhr Ankommen und Begrüßung

  • VCD-Projekt »DIY: Verkehrswende selber machen«
  • TU Darmstadt, Dipl.-Ing. Architekt Edgar Dingeldein

10:20 Uhr Interaktive Vorträge

  • Selbst aktiv werden, aber wie?,Tobi Rosswog, Aktivist
  • Wie kommuniziere ich die Verkehrswende?, Tanja Ehrhardt und Dirk Wehrsig, Psychologists for future

11:45 Uhr Preisverleihung des DIY-Förderpreises

12:15 Uhr Vernetzung

12:45 Uhr Mittagspause mit vegetarisch-veganem Catering

13:45 Uhr Workshops

  • »Arrogante« Platzverteilung und umstrittene öffentliche Räume: Flächen(un)gerechtigkeit erfahren, abbilden und verändern, Emma Gollhardt und Johannes Koch, VCD
  • Gute Beispiele der Verkehrswende an der TU Darmstadt, Helge Muncke und Jasper Sickinger, Energieforschungsprojekt Reallabor DELTA (TU Darmstadt)

15:30 Uhr Kaffeepause mit Markt der Möglichkeiten

16:15 Uhr Diskussion »Wie weit darf Klimaprotest gehen?«

  • Fabian Zimmermann, Letzte Generation
  • Dirk Wehrsig, Psychologists for future
  • Sabine Crook, VCD Darmstadt

16:45 Uhr Zusammenfassung & Verabschiedung

17:00 Uhr gemeinsamer Ausklang (optional)

17:45 Uhr Ende