Landeskonferenz Radschnellverbindungen Baden-Württemberg
Aber Spaß beiseite: den Nutzen von Radschnellwegen oder -verbindungen (oder welchen der vielen blumigen Ausdrücke man auch immer dafür wählt) wird in den Niederlanden tatsächlich insbesondere mit der Zeitersparnis für Autofahrer bemessen. Wenn der Radschnellweg nämlich kreuzungsfrei unter der Autostraße durchgeführt wird, und dann noch ein paar Schönwetterradler ihr heiligs Blechle standa länd, kommen tatsächlich alle schneller ans Ziel!
Darum ham die Käpsele von Winne Hermanns Landesverkehrsministerium (oder so ähnlich) im Rahmen ihrer RadSTRATEGIE eine Initiative namens RadKULTUR lanciert. Außerdem fördert das Ländle lokale Machbarkeitsstudien für Radschnellverbindungen (RSV) mit 2 Mio. € und plant drei Pilotstrecken. Das Geld reicht zunächst nur für die Planung - der Bau der zehn geplanten überregionalen RSV dürfte um den Faktor 10 teurer werden. Diese Verbindungen werden dann mit den Landesradfernwegen teil des Radnetzes Baden-Württemberg eines 7.000 km langen Radnetzes, das 700 Kommunen einschließen soll.
70 mögliche Verbindungen wurden untersucht, von denen auf 30 eine Nachfrage von über 2000 Radfahrenden pro Tag erwartet wird. 20 weitere könnten diese Schwelle bald erreichen. 80% der Förderung gingen in 40 Machbarkeitsstudien. Die Pilotprojekte sollen im Fils- und im Neckartal, zwischen Bad Wimpfen und Neckarsulm und zwischen Heidelberg und Mannheim entstehen. Die Strecke zwischen Bad Wimpfen und Neckarsulm wird im Rahmen eines Mobilitätspakts in Zusammenarbeit mit Lidl und Audi geplant. Außerdem wird eine alte Panzerstraße bei Böblingen im Rahmen eines Leuchtturmprojekt zum Radschnellweg umgebaut.
Der Minister hob noch hervor, dass die Projektpartner der RSV letter of intents als neue Form der Unterstützungsbekundung verfasst haben. Zeil des ganzen ist ein schnelles Planen und Bauen der neuen Verbindungen.
Aufs Podium durfte außerdem Jörg Thiemann-Linden, der einen Überblick über die neuesten Entwicklungen in London, Kopenhagen, Baden-Württemberg und NRW bzw. auf den RS1 und Wuppertal vermittelte. Die Standards der RSV sollen ein neuer Standard werden, der noch höher als die Standards der Radvorrang-Routen ist, welcher bereits höher als die ERA ist. Außerdem gibt es einen neuen Standard für Qualitäts-Fahrradstraßen mit Vorrang an den Knotenpunkten. Thiemann-Linden betonte, dass die Kapazität an den Knoten weitsichtig geplant werden muss.
Der neue RSV-Standard sieht insbesondere vor, dass man zu zweit nebeneinander fahren kann, nicht anhalten muss und eine möglichst schöne Streckenführung zu erzielen ist. Am Start und Ziel sollen Parkmöglichkeiten für Pedelcs entstehen.
Eines der Ziele der RSV ist das Unterschreiben der Feinstaubschwelle, was in diesem Jahr in Stuttgart gelingen könnte. Um auch die Stickstoffdioxid-Werte von den aktuellen 70 auf unter 40 Mikrogramm pro Kubikmeter zu bekommen sind grüne Wellen und eine Förderung von Taxis und öV geplant. Damit erreicht man jedoch jeweils nur etwa 1-3 Mikrogramm.
Die Pilotstrecken von Mannheim nach Heidelberg und im Landkreis Böblingen wurden von den Beauftragen detaillierter beschrieben. In den Nachmittagsforen wurden dann die Themenblöcke Nutzen & Kosten, Trägerschaft & AkteurInnen, Information & Einbindung und Planen & Bauen vertieft. Zum Abschluss wurden noch Erfahrungen aus den Niederlanden vorgestellt und Christoph Erdmenger gab einen zusammenfassenden Ausblick in die Zukunft der RSV im Ländle.
Die Präsentationen und sieben Faktenblätter, die als Leitfaden die Planung und Umsetzung von Radschnellverbindungen (RSV) unterstützen sollen, können auf fahrradland-bw.de runtergeladen werden.