Ländlicher Raum - Was ist das eigentlich?

Auf den ersten Blick liegt es auf der Hand: der ländliche Raum ist halt das, was nicht in der Stadt ist. Aber diese Unterscheidung ist zu einfach. In diesem Beitrag erläutere ich, was gemeinhin unter dem Begriff ländlicher Raum verstanden wird.

 

Pro & Kontra

Mehr Freiraum, ein entschleunigtes Leben und Verbundenheit zur Region und zur Natur traten in unserer Ideensammlung hervor. Viele dieser Vorteile, Lebensmitteleinkauf vom nahegelegenen Bauernhof oder Wandern in den Bergen um die Ecke, verbinden wir mit einem typischen Leben auf dem Land. Aber auch andere Aspekte, wie eine Verbundenheit zu der Heimatregion, den Leuten vor Ort oder gar den Unternehmen sind in kleineren Gemeinden durchaus leichter zu erreichen. Beispielsweise kennt einer meiner Studierenden ein Unternehmen seines Heimatortes in und auswendig, ohne jemals dort gearbeitet zu haben. Kaum vorstellbar, etwas ähnliches in einer Großstadt zu erreichen. Aber auch negative Punkte wurden benannt: eingeschränkte Angebote (Freizeit, Gastronomie und Arbeitgeber) mangelndes Angebot des ÖPNVs und daher eine hohe Abhängigkeit vom eigenen Pkw sowie gewissermaßen eine Abgeschiedenheit, da die nächste Autobahn oder der nächste Fernbahnhof weiter entfernt liegt. 

Definition

Es fällt schwer, all diese Punkte in einer griffigen Beschreibung zusammenzuführen. Selbst das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gibt an, dass keine typische ländliche Region bzw. eine einheitliche Definition gibt. Demgegenüber sind es vielmehr Merkmale, die wir mit einem Leben auf dem Land in Verbindung bringen und die Abbildung zeigt auf, was seitens des Ministeriums als typisch für derartige Regionen betrachtet wird. Vieles davon findet sich auch unter den obigen Punkten wieder und ist durchaus mit den positiven Aspekten in Verbindung zu bringen.

Auf jeden Fall machen ländliche Räume rund 90 % der Fläche Deutschlands aus und beherbergen mit ca. 47 Millionen Einwohnern mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Daher sollten wir davon absehen, ländlichen Raum als das, was abseits von Städten übrig bleibt, anzusehen und zielgerichtete Maßnahmen und Projekte auf den Weg bringen. Zudem sollten wir in Erinnerung behalten, dass über 80 % der ländlich geprägten Fläche für unsere Lebensmittel und Rohstoffversorgung genutzt werden. Stadt und Land sollten also nicht als Gegensätze, sondern als Miteinander betrachtet werden. Insbesondere im Bereich der Mobilität besteht hier noch Nachholbedarf. Denn das Mobilitätsverhalten unterscheidet sich in diesen beiden Räumen stark, worauf ich in kommenden Beiträgen näher eingehen werde.