»Radgeberin«

Die inklusive Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt

Fahrradfahren ist gesund, macht Spaß und ist gut fürs Klima. Grund genug, es zu unterstützen, dachte sich eine Gruppe junger Menschen in Witten. Gemeinsam öffnen sie nun regelmäßig ihre Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt und stehen Interessierten mit Rat und Tat zur Seite. Erfahrt hier mehr über das Projekt.

Darum geht es

Die Radgeberin ist eine Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt in der Wittener Innenstadt in der Menschen eigenständig ihr Fahrrad reparieren oder dies unter fachkundiger Beratung erlernen können. Damit fördert das Projekt Fahrradfahren in Witten und leistet einen aktiven und konkret erlebbareren Beitrag zum Klimaschutz. Die Werkstatt ist offen für alle und möchte soziale Inklusion zu fördern. In diesem Erfahrungsort führt das gemeinsame Reparieren, gegenseitige Unterstützen und voneinander Lernen dazu, dass Klimaschutz Spaß macht. So bringen wir mehr Menschen aufs Fahrrad.

Interview

 

1. Wie genau sieht euer Projekt aus? Beschreibt es mit drei Worten.

Offene Selbsthilfewerkstatt für Fahrräder in Witten: Zunehmend selbstständig schrauben lernen, Workshops zu Fahrradthemen, Vernetzung an einem Ort mit entspannter Atmosphäre

2. Wie seid ihr auf die Idee zu eurem Projekt gekommen? Warum braucht es euer Projekt?

Schon viele Jahre gab es, geprägt durch die Repaircafe Initiative in Witten den Wunsch einen Ort zu haben, an dem Werkzeuge zur Reparatur vorhanden sind, um nicht jedes Mal alles ein- und auszupacken und es damit den ehrenamtlich engagierten Menschen einfacher zu machen und die Sinnhaftigkeit von Reparaturen präsenter in das Stadtbild einzugliedern. Daraus entstand die Idee der Radgeberin, die zusätzlich zu offenen Reparaturtagen auch Platz bietet für Workshops und Events rund um das Thema Fahrrad (Reparatur, Touren, Verkehrswende usw.). Die Radgeberin bietet einen Begegnungsraum zwischen Universität und Stadtbevölkerung – hier können sich Menschen verschiedenster Altersgruppen und sozialer Hintergründe zum gemeinsamen Lösungen finden treffen. Nicht grundlos ist das Fahrrad die meistgebaute Maschine der Welt – es ist gleichzeitig so einfach und so vielfältig einsetzbar. Es steht für eine Teilhabe und Reichweitenvergrößerung, indem es Mobilsein ermöglicht. Wir möchten diese Integrative Komponente zusammen mit dem Suffizienzgedanken nutzen, um gemeinsam in eine zukunftsfähige Welt zu rollen!

3. Was wollt ihr verbessern / ändern?

Wir ermöglichen Menschen die stärkende Selbstwirksamkeitserfahrung, den Inbusschlüssel in die Hand nehmen und Reparaturen an ihrem Fahrrad selbst vorzunehmen. Wir bieten Menschen einen Raum, ihr Wissen rund ums Fahrrad in Workshops und Events zu teilen. Wir schaffen einen Begegnungsraum, in dem die anstehende Verkehrswende ganz praktisch erfahren werden kann und Austausch möglich wird, den es braucht, um wirklich gemeinsam unterwegs zu sein.

4. Was war das Erste, was ihr gemacht habt?

Bereits im Oktober 2022 luden wir zum ersten Radreparaturnachmittag ein. In den warmen Sonnenstrahlen kamen 40 Menschen zusammen. Manche geplant, manche zufällig und alle neugierig neue Handgriffe zu erlernen und freudig über die Hilfe und Werkzeuge, die wir selbst in dieser Spontaneität zusammentrommeln konnten.

5. Welche Schritte folgten? Gab es einen Plan?

Daraus zeigte sich: Der Bedarf ist da! Und was wir dafür brauchen, ist ein Raum, Werkzeuge, die nicht aus privaten Kisten zusammengesammelt werden müssen und Menschen, die Lust haben diesen Raum mitzugestalten und mitzutragen. Der Plan entwickelte sich im losgehen. Als Projekt des weniger e.V. gliederten wir uns in ein wunderbares, wachsendes Netzwerk ein. In verschiedenen Vernetzungstreffen sammelten wir die Wünsche und Visionen von interessierten Menschen ein und fanden heraus, wer sich wie einbringen konnte. Wir konnten einen Raum in der Innenstadt anmieten und bekamen einige Werkzeuge als Sachspenden oder Leihgaben, mit denen wir seit Februar einen Tag pro Woche zum offenen Fahrradschrauben öffnen konnten. Es folgten Schul- und Uniprojekte, teilweise in Kooperation mit anderen Reparaturinitiativen. Mit dem Werkstattausbau im April kam zusätzlicher Schwung hinzu und der Weg war geebnet für den ersten Themenworkshop.

6. Hattet ihr Startkapital? Wenn ja, wie habt ihr es akquiriert? Gab es Förderer neben der Starthilfe von »DIY: Verkehrswende selber machen«?

Indem die Radgeberin ein Projekt des weniger e.V. wurde konnten wir eine Förderung von Demokratie Leben nutzen, um ein Schulprojekt im Frühjahr 2023 zu starten.
Außerdem wurde unsere Initiative durch den Nachhaltigkeitspreis der Stadtwerke Witten wertgeschätzt. Dadurch konnten wir in dem angemieteten Teilraum einige Umbauten vornehmen.

7. Gab es Kooperationspartner, mit denen ihr zusammengearbeitet habt? Wie habt ihr diese akquiriert?

Der weniger e.V. war und ist uns eine große Unterstützung – der Erfahrungsaustausch in den Vereinsstrukturen ist für uns eine große Hilfe. Außerdem sind wir dankbar, den wunderbar zentralen Ort beim Unikat e.V. als studentischer Verein anmieten zu können. Damit sind wir gut vernetzt mit der Universität und den kulturellen Veranstaltungen und vielfältigen Initiativen, die dort angesiedelt sind.

8. Würdet ihr euer Projekt noch einmal genauso starten? Was würdet ihr anders machen?

Das Projekt mit einem Radreparaturevent zu starten erscheint auch im Nachhinein genau richtig – dadurch haben wir herausgefunden, dass es viele Menschen gibt die das Angebot in Anspruch nehmen möchten und auch einige die sich einbringen möchten – sowohl in der Reparatur, als auch in der Organisation von Events zu fahrradverbundenen Themen.