Schluss mit Bus!

Auto ÖPNV

Das ist der aktuelle Slogan eines großen Autohauses hier in Nürnberg, das zunächst etwas verwirrend auf eigenen Minibussen für den Umstieg vom vielfach verspäteten, manchmal miefigen aber immer irgendwie fremden Omnibus auf das komfortable eigene Familiengefährt mit bis zu acht Sitzplätzen wirbt. DAS bleibt zwar genauso häufig im feierabendlichen Stau stecken, versprüht aber wenigstens vertraute Atmosphäre, wenn einem beim Einsteigen erstmal die heimeliche Fahne des Apfel-Duftbaumes hinter dem Rückspiegel um die Nase weht. 

 

Ein anderer Hersteller geht noch weiter und lässt im Radio-Werbespot die neugierige Tochter wissen, dass die moderne Mama von Heute nach dem checken der E-Mails und dem (Vor-?)lesen der SMS nur noch den Wagen einparken muss, um wieder up to date zu sein...

 

Die Werbung suggeriert: Das Auto ist nicht mehr nur Transportmittel, Prestigeobjekt und Statussymbol - nein es ist auch die rollende Erweiterung der eigenen vier Wände, für die es noch nicht mal eine Baugenehmigung braucht - wie praktisch. Das Auto als Trutzburg und Festung, mehr Sicherheit - für die Insassen wohl gemerkt -geht nicht. Dass die KäuferInnen, dieses Zerrbild nur allzu gerne annehmen, merkt man im täglichen Gedränge auf den Straßen, wo man als Radfahrer oder Fußgänger nicht selten wie ein Fremder im Vorgarten betrachtet wird.

 

Werbung verwendet gerne Bilder, die weder realistisch noch zeitgemäß sind, um die eigenen Produkte in einem besseren Licht zu präsentieren, das ist sicherlich legitim. Dass sie es aber auf Kosten der Gesundheit oder Selbstbestimmung Anderer macht, ist nicht nur moralisch sondern auch ethisch höchst problematisch.

 

Nicht zu Unrecht ist Werbung für Tabakprodukte aus genau diesem Grund verboten. Von Automobilherstellern ist zu erwarten, dass sie die Möglichkeit für Ihre extrem gesundheitsschädlichen Produkte zu werben, nicht auch noch offensiv zuungunsten anderer Verkehrsteilnehmer ausnutzen. E-Mails während der Fahrt zu checken oder Menschen vom ÖPNV "zurück auf die Straße" zu locken ist genau das!

 

Und trotzdem: Ganz abgesehen davon, welches Bild die Werbung von Ihren Produkten auch immer zeichnen mag, ist es doch letztendlich die bewusste Entscheidung der KäuferInnen, solche antisozialen Lebensmodelle abzulehnen. Die Nutzungszahlen im ÖPNV und die Zulassungszahlen zeigen, ganz dem Wunschdenken der Werbeagenturen zum Trotz, ist das Auto eben doch nur noch eines von vielen Möglichkeiten um von A nach B zu kommen und schon längst nicht mehr das Praktischste, deswegen lieber Schluss mit Stuss als Schluss mit Bus!