Recht auf Spielen
Kennt Ihr dieses Schild noch und was es bedeutet? Es besagt, dass Menschen auf der Straße laufen dürfen, Kinder dürfen darauf spielen, Kraftfahrer müssen Schrittgeschwindigkeit fahren und sie dürfen dabei niemanden behindern oder gar gefährden.
Dieses Werkzeug der Verkehrsberuhigung aus den achtziger Jahren hat heute eher musealen denn praktischen Charakter. Kinder sieht man nur noch selten in verkehrsberuhigten Zonen spielen und Kraft- aber vor allem Autofahrer halten sich kaum noch an die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit. Besorgte Eltern wiederum lassen Ihre Kinder deshalb nur noch sehr ungern auf die Straße - ein Teufelskreis!
Neue Konzepte wie Shared Space sind die neuen Lieblinge der Verkehrsplaner und Politiker. Sie versprechen gleichberechtigte Fortbewegung auf gemeinsam genutzten Verkehrsflächen, besseren Verkehrsfluss und weniger Unfälle. Einige Pilotprojekte in der Schweiz zeigen vielversprechende Ansätze, manche wiederum bleiben im Ansatz der Gleichberechtigung stecken oder können die grundlegenden Probleme und Widersprüche der autogerechten Stadtplanung aus den 60er Jahren bis heute nicht auflösen.
In Hamburg beispielsweise ging man seinerzeit optimistisch von einem maximalen Automobilisierungsgrad von 200 Fahrzeugen je 1000 Einwohner aus. Inzwischen sind es aber schon über 600 Fahrzeuge also 3 mal mehr (!) als ursprünglich prognostiziert und vorgesehen. Um dem Flächenfraß der massenautomibilisierten Gesellschaft Herr zu werden hat die Hamburger Polizei groteskerweise sogar zwischenzeitlich Radwege zu Parkflächen umgewidmet.
Praktisch hat das Auto die Vorherrschaft auf der Straße längst übernommen. Kinder, die sich dort spielen trauen sieht man nur noch vereinzelt - ich wohne direkt neben einer so genannten Spielstraße und habe aber sogar an Sonntagen bisher nur selten Kinder darauf spielen oder toben sehen. Radfahrer fühlen sich an den Rand gedrängt und fahren deshalb oft lieber rechtswidrig auf dem Gehsteig, als auf unzureichend abmarkierten Straßenradwegen, weil sie sich sehr unsicher fühlen.
Das deutsche Kinderhilfswerk möchte nun zu einem Umdenken anregen und veranstaltet deshalb am 28. Mai den Weltspieltag, um ein "deutliches Zeichen für ein Recht auf Spiel" zu setzen. Kommunen, Initiativen und Bildungseinrichtungen in Deutschland sind dazu aufgerufen, "eine Straße zu sperren" und alternative Nutzungen aufzuzeigen.
Den Aufruf dazu und weitere Infos findet Ihr unter: www.recht-auf-spiel.de/weltspieltag.html