Neue Schilder braucht das Land!
Viele Gründe sprechen für Tempolimits in den Städten. Der wichtigste Grund ist ganz klar der Sicherheitsaspekt. Die gefährlichste und vor allem leider auch häufigste Unfallursache ist nach wie vor überhöhte Geschwindigkeit. Ihr kennt die Formel: Autofahrer haben bei Tempo 50 einen fast dreimal höheren Anhalteweg als bei Tempo 30. Aber: Vielfach wird heute meist sogar noch schneller als durch die Höchstgeschwindigkeit vorgegeben in den Städten gefahren. Was spricht gegen Tempo 30? Nicht viel, denn die meisten Straßen in unseren Großstädten sind bereits entweder Tempo-30-Zonen, Spielstraßen, Fahrradstraßen oder Fußgängerzonen . Außerdem ist die mittlere Geschwindigkeit in den Metropolen mittlerweile ohnehin weit unter Tempo 30. Studien haben zudem ergeben, dass der Verkehrsfluss sich bei Tempo 30 und durch angepasste Ampelschaltungen häufig sogar verbessert als mit dem heute alltäglichen Stop&Go unserer Städte. Radfahrer und Fußgänger würden dadurch enorm profitieren, warum nicht also innerorts Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit definieren und auf den Hauptstraßen Tempo 50 erlauben?
SUV's sind die Milchkuh der Automobilindustrie. Trotz ihrer bekannten Nachteile wie höherer Spritverbrauch, geringerer Anhalteweg und ihrer vergleichsweise ungünstigen Ökobilanz über den gesamten Lebenslauf eines solchen Fahrzeugs werden teilweise sogar zweistellige Zuwachsraten durch ihren Verkauf erzielt. Kein Wunder also, dass Audi, Volkswagen, Ford und sogar Sportwagenhersteller wie Porsche nicht im Traum daran denken würden darauf zu verzichten, immer mehr und immer neue Modelle auf den Markt zu werfen. Dennoch: SUV's sind für Städte und vor allem ihre BewohnerInnen eine zunehmende Belastung geworden. Sie passen kaum mehr in Parklücken der Parkhäuser und Innenstadtparkplätze, die immer strengeren Umweltauflagen der europäischen Union zur Luftqualität in den Städten konterkarieren sie durch meist viel zu hohe Stickstoffdioxid- und Feinstaubausstoßwerte und wegen ihres immensen Gewichts sind die vielen Radfahrer und Fußgänger unangemessen gefährdet. Fazit: SUV's sind nicht für Städte konzipiert, sie sollten deshalb also auch nur ausnahmsweise innerhalb von Städten benutzt werden dürfen!
82% der deutschen wünschen sich laut einer aktuellen Umfrage zur Lebensqualität in Städten, die im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) durchgeführt wurde, dass der Verkehr insgesamt abnimmt und nichtverbrennungsmotorisierte Fortbewegungsarten mehr gefördert werden. Dieses sehr deutliche Ergebnis zeigt, dass einerseits zwar ein Bewusstsein zur häufig missbräuchlichen Nutzung des eigenen PKW vorhanden ist, es aber nach wie vor viel zu wenige Möglichkeiten der alternativen Fortbewegung gibt. Was fehlt sind nach wie vor Möglichkeiten, seine Mobilitätsansprüche widerspruchsfrei zu den eigenen Idealen zu verwirklichen. Um alternative Konzepte zu fördern. müssen Feinstaub- sowie Stickstoffdioxid-emittierende Motoren sanktioniert oder wenigstens die Förderung für verbrennungsmotorisierte Fahrzeuge stark eingeschränkt werden, Konsequente Fahrverbote in Umweltzonen wären ein erster Schritt dazu Kaufanreize für eine noch immer schleppende E-Automobilindustrie zu schaffen und die immer drängenderen Umweltprobleme der Kommunen zu minimieren.
Radschnellwege sind die neueste Errungenschaft im Radwegebau. Radfahrer können mit ihrer Hilfe große Distanzen schneller, bequemer und sicherer überwinden als ohne sie. Ihr Erfolgsgeheimnis? Mit wenig Stopps und deswegen mit einer vergleichsweise höheren Durchschnittsgeschwindigkeit können Radfahrer in kürzerer Zeit größere Distanzen überwinden. Heute fährt man Langstrecken in der Regel noch neben oder auf Bundes-/Landstraßen meist ohne vernünftige Wegweisung und leider auch vielzu oft unzureichend breiten Wegen, die zudem in den meisten Fällen kombinierte Rad-/Gehwege oder Landwirtschaftliche Sonderwege sind. Das ist meistens unattraktiv für Pendler und Fernreisende mit Spezialrädern. Sie brauchen dringend gut ausgeschilderte Radwege mit angemessener Oberflächenqualität. All das bieten Radschnellwege, die zur Zeit in den Niederlanden, Dänemark und mit dem RS1 in Deutschland neu gebaut werden, um mehr Menschen vom Auto weg auf das Rad zu bringen. Ihr wichtigstes Argument sind aber die Kosten: Ein Kilometer Radschnellweg kostet ungefähr nur knapp ein Zehntel eines konventionellen Autobahn-Kilometers.
Radfahrer sind mehr als alle anderen Verkehrsteilnehmer darauf angewiesen, wenig bremsen oder anhalten zu müssen. Die erwähnten Radschnellwege sind eine Möglichkeit, um dieses Ziel zu erreichen. Vorrangrouten in den Städten sind eine Weitere. Eine sehr einfache Möglichkeit dazu, die ohne große Kosten in den Städten umgesetzt werden kann ist der sogenannte Idaho-Stop. Radfahrer müssen an Stop-Schildern nicht mehr komplett zum Stillstand kommen und drei Sekunden warten, sondern können wie an einem normalen Vorfahrtsschild bei freier Bahn einfach weiterfahren. An Ampeln gilt, dass man bei Rot wie an einem Stoppschild anhalten, kurz warten muss und erst dann weiterfahren darf. Der Gewinn: Weniger Rotlichtverstöße und ein besserer Verkehrsfluss für Fahrradfahrer- aber eben auch für Autofahrer, da sie nicht mehr auf vor Ihnen stehende Radfahrer zu warten brauchen.
All das sind vergleichsweise einfache und vor allem kostengünstige Möglichkeiten den Verkehrsfluss in den Städten zu erhöhen und die schädlichen Abgase zu reduzieren. Man muss also nicht immer viele Millionen für den Straßen- und Brückenbau ausgeben, um den Verkehrskollaps zu verhindern, oft geht es auch sehr viel einfacher...