Wie bewegen sich Menschen eigentlich im Raum?

Auch Accurate aus München ist eines der drei Gewinnerteams, des 1st BMVI Pitch.
Das Team entwickelte die Software Crowd:it, die Personenströme analysiert und so Aufschluss darüber gibt, wie sich Menschen im Raum bewegen. Das Programm ermöglicht eine realitätsnahe Vorhersage von menschlichen Bewegungsmustern und berücksichtigt dabei auch psycho-soziale Eigenschaften. Accu:rate hat uns ein paar Fragen beantwortet:

1)    Wie seid ihr dazu gekommen so eine Software zur Analyse von Personenströmen zu entwickeln?

2009 arbeitete Dr. rer. nat. Angelika Kneidl an die Technische Universität München und promovierte an der Fakultät für Bauingenieurwesen zum Thema Personenstromsimulation. Während dieser Zeit ereigneten sich die schrecklichen Ereignisse auf der Loveparade 2010 in Duisburg. Das war der Anlass, aus Forschung einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag zu generieren, der solche Katastrophen zukünftig vermeiden lässt. Hierfür hat Frau Dr. Kneidl basierend auf dem modernsten wissenschaftlichen Modell zu diesem Thema, dem Optimal Steps Model, in Zusammenarbeit mit Ihrem Geschäftspartner Herrn Florian Sesser die Software crowd:it entwickelt.

2)    Unser »Projekt 2050« interessiert sich vor allem für eine klimaverträgliche Mobilität. Wir würden daher gern wissen, was das Hauptanliegen bei der Personenanalyse einer Münchener U-Bahnstation war?

Bei der Simulation der Station ging es darum, Maßnahmen zu untersuchen, um die Passagierströme sicher und optimal zu leiten. Es war super spannend, da die Simulationen hier ihren Mehrwert richtig ausspielen konnten. Wir haben neuralgische Punkte entdeckt, die wir in Zusammenarbeit mit den Betreibern lösen konnten, in dem wir unterschiedliche Maßnahmen ausprobiert haben – ohne das die Passagiere darunter leiden mussten ;-)

3)    Seht ihr in eure Analyse-Software vor allem ein Tool für die Sicherheit oder lassen sich auch Personenströme in Städten besser koordinieren und damit auch für die Smarte City der Zukunft bzw für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft einsetzen?

Wir finden beide Themengebiete wichtig und möchten beide bedienen. Mit unserer Software können wir die Sicherheit in Gebäuden oder auf Veranstaltungen erhöhen, da wir vorab simulieren können, ob die Örtlichkeit die Anzahl an Menschen überhaupt fassen kann und ob alle sicher entfluchtet werden können, falls es zu einer Räumung kommt.

Andererseits konzentrieren wir uns auf Abläufe, die wir analysieren und verbessern möchten. Z.B. haben wir in einem unserer Projekte die Abläufe des Neubaus der Mensa der TU München bereits in der Bauplanungsphase überprüft und identifiziert, wo es zu Engstellen kommen wird und wie die vielen Menschen, die mittags gleichzeitig in die Mensa strömen, am besten durchs Gebäude geleitet werden können. Dieses Prinzip lässt sich auf jede Art von Gebäuden übertragen, bei denen es um Prozesse und Abläufe geht. Besonders interessant sind hier infrastrukturelle Bauten wie Bahnhöfe oder Flughäfen, bei denen verschiedene Stationen (z.B. Schalter, Kontrollpunkte, Wartehallen, Kaffee holen, etc.) durchlaufen werden müssen. Die Zukunft sehen wir aber auch ganz klar im Bereich Smart City, hier wird es in den nächsten Jahren in Verbindung mit anderen Technologien wie Smart Wearables oder Drohnen interessante Entwicklungen geben. Damit können Menschenmengen in Echtzeit analysiert werden, um noch genauere Vorhersagen treffen zu können. Wichtig sind hierbei aber Regeln, damit der persönliche Datenschutz nicht angegriffen wird und die erfassten Informationen anonym behandelt werden. 

4)    Fühlt ihr euch Dank der Software auf großen Veranstaltungen mit vielen Menschen jetzt sicherer?

Leider wurden Personenstromsimulationen auf großen Veranstaltungen noch nicht zum gesetzlichen Standard gemacht, weshalb man nicht weiß, ob auf der jeweiligen Veranstaltung vorab eine Simulation durchgeführt wurde. Wenn man aber beispielsweise hier in München in einem überfüllten Wiesnzelt steht, fühlt sich wahrscheinlich jeder Wiesnbesucher sicherer, wenn er oder sie wüsste, dass trotz der engen Gänge und der vielen Menschen alle unbeschadet und in kurzer Zeit aus dem Zelt ins Freie kommen.

5)    Und am Ende etwas Persönliches: wie kommt ihr jeden Tag zur Arbeit: Fahrrad, ÖPNV, Auto, Carsharing oder zu Fuß?

Die eine Hälfte fährt mit dem Fahrrad, die andere Hälfte mit dem ÖPNV – in München sind das die besten Fortbewegungsmittel.

Danke an Accu:rate für das nette Gespräch und wir wünschen euch viel Erfolg. Wenn du mehr über das Team erfahren willst, dann schau auf deren Website vorbei: www.accu-rate.de

 

Foto: Besucherstom auf der Hansesail ©accurate