Klimakiller Flugzeug: Wie können Hochschulen Flugreisen reduzieren?

Das Projekt FlyingLess des ifeu-Instituts Heidelberg unterstützt akademische Einrichtungen bei der nachhaltigen Reduktion ihrer Flugemissionen und bei der Transformation des Wissenschaftssystems zu einer nachhaltigeren Mobilität. Warum eine Reduktion gerade im akademischen Bereich erforderlich ist und wie hierbei das Projekt FlyingLess unterstützt, berichtet euch Susann Görlinger.

Welche Rolle spielen Flugreisen an Hochschulen?

Im akademischen Bereich ist das Bewusstsein für und die Sorge um die Auswirkungen des Klimawandels sehr präsent und ein wesentlicher Teil der Forschung. Dennoch fliegen Wissenschaftler*innen und Studierende viel für ihre Arbeit und das Studium und tragen damit erheblich zum anthropogenen Klimawandel bei. Mit der zunehmenden Globalisierung hat sich auch die Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten weiter internationalisiert. Flugemissionen können einen wesentlichen Teil der gesamten Treibhausgas-Emissionen der Organisation verursachen (beispielsweise ca. 50 % an der ETH Zürich, Universität Basel und am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg und ca. ein Drittel an der Universität Konstanz). Die Gründe sind vielfältig, wie z.B. die Teilnahme an Konferenzen, Durchführung von Feldarbeit, Exkursionen und Projekttreffen. Häufig verursachen einige wenige Vielfliegende die meisten Emissionen (Wynes & Donner, 2018). Es wird argumentiert, dass Flugreisen für den wissenschaftlichen Erfolg notwendig sind – es gibt jedoch zunehmend Studien, die keine oder nur eine geringe Korrelation finden zwischen der Anzahl von Flugreisen und den Parametern des wissenschaftlichen Erfolgs (h-Index, Zitationen, akademisches Sozialkapital) (Wynes et al., 2019; Chalvatzis & Ormosi, 2021).

Ein zusätzlicher Grund für die Reduktion von Flugreisen an Hochschulen ist auch die Vorbildfunktion (Westlake, 2017) und Glaubwürdigkeit von Wissenschaftler*innen. Denn nach Untersuchungen von Attari et al. (2016) findet die Öffentlichkeit Wissenschaftler*innen, die nicht fliegen, glaubwürdiger. Zunehmend wird auch das Thema Fairness diskutiert – der zunehmende Flugverkehr hat die Ungleichheit vergrößert, da nicht alle die gleichen Möglichkeiten haben, zu reisen (Finanzen, Visumzwang, abgelegene Regionen, Betreuungsaufgaben). Es ist im Augenblick nicht absehbar, dass technische Lösungen die Flugemissionen ausreichend senken, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Es braucht daher einen Werte- und Kulturwandel – wir müssen unser wissenschaftliches System und den Austausch, Konferenzen, Lehre, Evaluationskriterien und die Rolle von Funding Organisationen neu denken. Das Projekt FlyingLess versucht einen Beitrag dazu zu leisten.