Diese Frage fordert uns besonders heraus, da wir uns aus ökologischen Überzeugungen für die Mobilität von Morgen einsetzen. Aktuell ist das eine klare Sache und bedeutet vor allem Einsatz für ÖPNV, Rad- und Fußverkehr, woraus auch eine natürlich Gegnerschaft zum MIV ergibt. Doch diese Pauschalität birgt auch Risiken und führt in der Konsequenz dazu, dass wir uns oftmals schon schwer damit tun Carsharing, erst Recht die Free-floating Varianten zu unterstützen.
Das autonome und geteilte E-Auto lässt sich aber überhaupt nicht mehr in die Kategorien MIV oder ÖPNV pressen, es wird sich gleichermaßen auf Kosten des Privatautos, wie auch des öffentlichen Nahverkehrs breitmachen. Es wird die eigenen Autos verdrängen, was uns nur freuen kann, aber es wird eben auch Busse, Fahrräder und Straßenbahnen verdrängen, was für uns ganz neue Herausforderungen birgt. Vollgestopfte Pendlerzüge, die an jeder Milchkanne halten, zittern und frieren beim Fahrradfahren im Winter, der verzweifelte Versuch ein Buch zu lesen, wenn gefühlt die ganze Geschwister-Scholl-Schule morgens auf dem Schulweg mit im Bus sitzt – würden wir uns das noch antun, wenn ein autonomes Auto uns emissionsfrei daheim abholt und direkt zu unserem Ziel bringt? Wohl kaum und auch vielen anderen Menschen wird es so gehen, davor dürfen wir die Augen nicht verschließen.
Wir müssen uns dieser Zukunft und ihren Herausforderungen stellen und sie mitbedenken bei unseren Forderungen. Wir müssen neue Fragen stellen, wie zum Beispiel, wie kann ein autonomes Auto ein öffentliches Verkehrsmittel werden, was muss städtebaulich beachtet werden, damit der schienengebundene ÖPNV nach wie vor schneller sein kann, als ein autonomes Auto, wie muss sich die Bahn verändern, um trotz der neuen Konkurrenz ein attraktives Verkehrsmittel zu sein, was kann das Reizvolle am Fahrradfahren sein, wenn die Probleme des heutigen MIV, wie Stau, Parkplatzsuche und klimaschädliche Abgase wegfallen und wie müsste ein autonomer Stadtbus gestaltet sein, um eine günstigere und nicht eine unbequemere Alternative zum autonomen Auto zu sein?
Es ist richtig, dass wir uns heute für den ÖPNV stark machen, aber wir dürfen dabei nicht in den Reflex verfallen, den heutigen ÖPNV gegen die zukünftige Mobilität zu verteidigen. Die Gegnerschaft von MIV und ÖPNV wird es 2050 im Zeitalter der autonomen Mobilität nicht mehr geben und das müssen wir auch heute schon bedenken.
Ihr seht das anders? Dann diskutiert unter diesem Beitrag mit. Was wird aus dem ÖPNV 2050 geworden sein und was müssen wir heute schon dafür tun?
Mehr Eindrücke und Infos von den Urban Mobility Talks findet Ihr hier:
https://www.energieundklimaschutzbw.de/urban-mobility-talks-2016-videogalerie/
https://www.energieundklimaschutzbw.de/urban-mobility-talks-2016-bildergalerie/
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