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Wem gehört der öffentliche Raum? Ein Interwiew mit Kristin Lazarova von den Stuttgarter Parklets

20.09.2018 in Verkehrswende

Die baden-württembergische Landeshauptstadt ist um eine Attraktion reicher geworden, sogenannte Parklets haben sich den Straßenraum erobert und regen ganz praktisch zum Nachdenken über den Öffentlichen Raum ein. Im Gespräch mit Kristin Lazarova, einer der Initiatorinnen des Projektes, haben wir über Lebensqualität in innerstädtischen Gebieten, Mobilitätskultur und die Vision für Stuttgart 2050 gesprochen. Kristin ist 26 Jahre alt, hat Architektur und Stadtplanung in Stuttgart studiert und sich in ihrer Bachelor Arbeit mit der Mobilität in der Stuttgarter Innenstadt auseinandergesetzt. In ihrer noch jungen Laufbahn als angehende Urbanistin hat sie schon in Architektur- und Stadtplanungsbüros in Stuttgart, Paris und Zürich gearbeitet. Als Co-Initiatorin des Realexperiments Parklets für Stuttgart hat sie sich von Beginn an für das Projekt engagiert und ihre theoretischen Ausarbeitungen sind maßgebend für das studentische Entwurfsprojekt wie auch für den Abschlussbericht gewesen.

 

 

Eines der Stuttgarter Parklets. Quelle: parklet-stuttgart.de/

Lena: Kristin, was genau ist eigentlich ein Parklet?

Kristin: Ein Parklet ist die Erweiterung des Bürgersteigs, welche anstelle eines Parkplatzes mehr Raum für Menschen schafft. Parklets sind die natürliche Weiterentwicklung des Parking Days, der seinen Ursprung in San Francisco hat. Ähnlich wie am Parking Day wird eine Parkplatzfläche in einen Aufenthaltsbereich transformiert, mit dem Unterschied, dass die Installation am Ende des Tages nicht abgebaut wird. Was als Kunstaktion angefangen hat, ist mittlerweile ein bewährtes Instrument von Stadtplaner*innen und urbanen Aktivist*innen. 

Zum einen ermutigen Parklets zur nachhaltigen Mobilität. Mit der Reduktion innerstädtischer Parkplätze als integrierte Maßnahme eines übergeordneten Mobilitätskonzepts, das nachhaltige und sozial inklusive Alternativen zum Autoverkehr bietet, wird in Richtung einer Abkehr vom Autoverkehr und dessen schädlichen Auswirkungen auf das Stadtleben gearbeitet. Weiterhin werden stadtverträgliche Mobilitätsformen gefördert, indem Fußgänger*innen Orte zum Ausruhen und/oder Fahrradfahrer*innen Veloabstellplätze angeboten werden. 

Zum anderen laden Parklets zum Verweilen und Kommunizieren ein, erhöhen dadurch die Lebensqualität in innerstädtischen Gebieten und fördern die Interaktion im Stadtraum und den nachbarschaftlichen Austausch.

 

Lena: Wie seid Ihr auf die Idee gekommen so ein Projekt zu starten?

Kristin: Basil Helfenstein kannte die Parklets als alternatives Werkzeug und erster Schritt für eine langfristige Straßenumgestaltung aus Sao Paulo, ich kannte Parking Day aus Sofia. Der Anlass für das erste guerillamäßig aufgebaute Parklet in Stuttgart im September 2015 war Basils Geburtstag. Da er damals im dicht besiedelten Stuttgarter Westen wohnte und keinen Balkon in seiner Wohnung hatte, baute er mit unserem Kommilitonen Philipp Wölki eine “Terrasse” vor der Haustür und brachte Freunde und Nachbar*innen zusammen. Ein paar Monate später setzten wir uns zusammen mit Hanka Griebenow und Sven Glatz - den zwei Organisatoren von Parking Day - und stellten die Idee dem Future City Lab - Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur (RNM) vor. 

 

Lena: Die Parklets in Stuttgart sind gleichzeitig ein Realexperiment, was bedeutet das?

Kristin: Das Projekt “Parklets für Stuttgart” wurde im Rahmen des RNM realisiert - ein experimentelles Forschungslabor, das sich als Ziel gesetzt hat, gemeinsam mit Bürger*innen über eine ressourcenschonende und zukunftstragende Mobilitätskultur zu forschen. Das Reallabor dient als Forum zur Bildung neuer Allianzen für gemeinschaftliche Projekte zwischen Zivilgesellschaft, Politik, Verwaltung und Wirtschaft.

Bei einem “Markt der Ideen” hat das RNM Ende 2015 nach “Pionier*innen des Wandels” gesucht, die bereit waren, sich zivilgesellschaftlich zu engagieren, Konzepte für eine neue Mobilitätskultur zu entwickeln und als Experimente im Stadtraum umzusetzen. Dort vernetzten wir uns mit weiteren Mitstreiter*innen und entwickelten einen Vorschlag, mehrere Parklets auf öffentlichen Stellplätzen in der Stuttgarter Innenstadt zu errichten. Nach einem mehrstufigen Prozess wurde das Parklet-Projekt zur Förderung und Umsetzungsbegleitung im Sommer 2016 ausgewählt. So wurden die Parklets nicht nur finanziell gefördert, es standen uns alle Türen der Stadtverwaltung offen und wir konnten ohne großen Hürden Genehmigungen für Sondernutzungen von Parkplätzen beantragen.

Neben der Umsetzung der Parklets war ein weiterer Bestandteil des Realexperiments die Forschung über ihre Wirkung auf dem Straßenraum, -leben und dem Mobilitätsverhalten. Um das Experimentsetting zu schärfen und ein wissenschaftliches Vorgehen sicherzustellen wurde durch interdisziplinäre Wissenschaftler*innen des Reallabors ein zweiteiliger Transformationsworkshop durchgeführt, an welchem die Ziele des Experimentes festgelegt wurden, sowie die Kriterien zur Evaluation dieser Ziele bestimmt und daraus die Methodik zur Datenerhebung abgeleitet.

 

Lena: Wie lief das dann alles ab?

Kristin: Im März 2016 startete das Realexperiment. Als Team Parklet kümmerten wir uns um die Standortwahl, suchten nach Patenschaften - Anwohner*innen, lokalen Geschäften und Vereinen, die die Parklets pflegten und Ansprechpersonen vor Ort waren. 

Weiterhin wurde das Projekt als studentischer Entwurf an der Universität Stuttgart ausgeschrieben und damit konnten wir Architekturstudierende gewinnen, die die einzelnen Parklets entwarfen und bauten. Wir haben das Lehrprogramm für das Design Studio entwickelt, die Studierenden betreut, mit ihnen die Grundlage für die Forschung vorbereitet und letztendlich die Parklets auf ihre Wirkung beforscht. 

So standen im Sommer 2016 für drei Monate insgesamt elf Parklets in den innerstädtischen Bezirke Stuttgarts. Wir organisierten sämtliche Veranstaltungen von Ausstellungen, über Stadtspaziergänge und Konzerte bis zu öffentlichen Diskussionen, um das Projekt sichtbar zu machen.

 

Lena: Stuttgart ist ja eine totale Autostadt, wie kamen Eure Parklets denn bei den Leuten an?

Kristin: Bei den Reaktionen sind wir wissenschaftlich herangegangen und haben sämtliche Meinungen auf unterschiedliche Kanäle gesammelt - aus den zahlreichen Medienberichten, der Feedback-Mailbox, den bei der Stadt eingereichten Gelben Karten, Facebook-Kommentaren, aus Interviews mit den Paten und Befragungen von Nutzerinnen und Passanten. Die zwei Sozialwissenschaftler*innen aus dem interdisziplinären Forschungsteam werteten das breite Spektrum an Meinungen aus, die mit unterschiedlicher Stärke und Intensität geäußert wurden. Die Ergebnisse davon haben wir im Parkletbericht zusammengefasst. 

Das Meinungsspektrum variierte von “Das ist verfassungswidrig, was ihr hier macht! Auf einer Straße ist nichts anderes erlaubt als Fahren und Parken!” bis “Die Stadt gehört allen. Also auch mir und ich sitze auf diesem Parklet.” Hauptargumente dagegen waren die illegitime Verdrängung des Autos und die negativen Auswirkungen der Parklets auf die Nachbar*innen. Die positiven Meinungsbilder bezogen sich auf die gewonnene Aufenthaltsqualität und die Rolle der Parklets als sozialer Treffpunkt, sowie auf den Wunsch für eine menschengerechte Stadtgestaltung und die notwendige Reduktion des Autoverkehrs. Dazu kamen die vielen neutralen bzw. ambivalenten Äußerungen, die die Hauptidee lobten, jedoch die Umsetzung kritisierten.

Die zahlreichen und unterschiedlichen Reaktionen zeigen zum einen, dass öffentlicher Raum ein Verhandlungsraum ist, auf dem unterschiedliche Bedürfnisse einer heterogenen Gesellschaft projiziert werden. Die Art und Weise wie wir mit unseren Straßenräumen und deren Nutzung / Aneignung umgehen sagt auch etwas über unsere Gesellschaft aus. Zum anderen wird deutig, dass ein großer Diskussionsbedarf über die Stuttgarter Mobilitätskultur und die zukünftige Gestaltung unserer Straßen besteht. 

 

Lena: Wenn Du an Stuttgart im Jahr 2050 denkst, wie wird die Stadt aussehen und wie werden die Menschen unterwegs sein?

Kristin: Um auch in Zukunft zusammen leben zu können brauchen wir einen dezidierten und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, sowie einen sozial inklusiven und demokratisch gestalteten Stadtraum. Um dies zu erreichen, müssen wir einiges verändern - sowohl die Art und Weise wie wir uns im städtischen Raum bewegen, als auch wie wir unsere Straßen gestalten.

Die negativen Auswirkungen des Autoverkehrsaufkommens auf unsere Gesundheit, Stadtraum und das soziale Zusammenleben deuten auf eine notwendige Abkehr vom automobilen Individualverkehr hin zu einem multimodalen, gut ausgebauten öffentlichen Mobilitätsnetz, das ein Mehr an Mobilität bei einer gleichzeitigen Reduktion des Verkehrs erreicht. Das Potential der zur Zeit vom fließenden und ruhenden Autoverkehr beanspruchten Flächen könnte dann genutzt werden um lebenswerte Stadträume zu kreieren.  

Für Stuttgart im Jahr 2050 stelle ich mir kinder-, fußgänger- und fahrradfreundliche Straßenräume vor, die alle Verkehrsteilnehmer*innen im Stadtraum integrieren, zum Verweilen und Kommunizieren einladen und die städtische Lebensqualität erhöhen. Denn Straßen sind unsere Lebensräume, wo wir uns nicht nur bewegen, sondern auch andere Menschen begegnen und uns austauschen. 

Dabei ist es auch wichtig wie wir dahin kommen. Als angehende Architektin und Stadtplanerin mit einem kritischen Blick auf gängige Stadtentwicklungsprozesse vermeide ich in fertigen Zukunftsvisionen zu denken. Wir brauchen vielmehr ergebnisoffene Strategien, die alle betroffenen Akteur*innen in sozialräumlichen Transformationsprozessen integrieren. 

 

Lena: Vielen lieben Dank für das Gespräch

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Wind of Change für die Automobilindustrie

12.09.2017 in Verkehrswende von Lena Christin Schwelling

Die Automobilindustrie steht vor einem großen Umbruch, aber ihn zu verschlafen, das wäre wirklich fatal.

CC BY-NC-ND 2.0 ehplen Flickr

 

Sagt Euch Nigel Gresley etwas? Oder das Kürzel LNER? Oder der Eigenname „Mallard“? Wenn ja, gehöret Ihr definitiv zu einer ganz exklusiven und sehr nerdigen Gruppe von Dampflok-Begeisterten, die wissen, was für innovative Konzepte des Dampf-Zeitalters die London and North Eastern Railway unter dem Chefkonstrukteur Sir Nigel Gresley entwickelte, und dass die Lok „Mallard“ nach wie den Geschwindigkeitsrekord hält.

Dieser Teil der Mobilitätsgeschichte liefert aber auch die Erkenntnis, dass keine noch so gut durchdachte Optimierung, technisch überholte Technologien wettbewerbsfähig halten kann. Die LNER hatte nicht den Mut, die Damfploktechnologie, die sich bis dahin seit über 100 Jahren bewährt hatte, in frage zu stellen. Sie scheute den Sprung ins kalte Wasser und hielt am Vertrauten fest. Das sicherte ihr einen Ehrenplatz im Museum, aber mehr eben auch nicht.

Ihr habt sicher längt erraten, worauf dieser Artikel hinaus will – den fälligen Umbruch in der Automobilindustrie, den Umstieg auch neue Technologien und eine emissionsfreie Mobilität. Deutschland ist in einem hohen Maße von der Automobilwirtschaft abhängig, viele Arbeitsplätze, viele Mittelständler und auch viele Weltkonzerne hängen von der Zukunft des Autos ab. Das zu leugnen wäre fahrlässig, ebenso wie der Versuch, mit Verweis auf die zweifellos zahlreichen Kinderkrankheiten der E-Mobilität von der Dringlichkeit des Umstieges abzulenken.

Aber eigentlich gilt es, weiter zu gehen, und vor allem die Chancen zu erkennen, die sich bieten! Wer als erstes in der Lage sein wird, die komplette Produktkette – Fahrzeug- und Batterieherstellung, die Wartung, das Recycling und die Ladeinfrastruktur – anzubieten, wird auf absehbare Zeit volle Auftragsbücher und entsprechende Beschäftigung gesichert haben. Umso unverständlicher ist es, dass Deutschland diese Signale zu verschlafen scheint. Länder wie China, die eine deutlich weniger innovative Industrie haben, setzen bereits voll auf die E-Mobilität, während die deutschen Hersteller zwar verbal ganz vorne sind, aber in der Praxis Marktanteile verlieren. Länder wie Großbritannien und Frankreich machen sich auf den Weg und planen ab 2040 die Verbrennungsmotoren Schritt für Schritt von den Straßen zu holen und der schwedische Automobilhersteller Volvo wird ab 2019 nur noch Elektroautos produzieren. Es wird Zeit, auch in Deutschland das Steuer umzulegen.

Und dabei darf sich Deutschland nicht nur auf Batterie-E-Wagen beschränken. Die Batterie ist ein gutes Medium für PKW, und es werden auch zunehmend Reichweiten geschafft, die dem Mobilitätsbedürfnis gerecht werden. Bei den LKW und Bussen sieht es jedoch anders aus und es ist nicht davon auszugehen, dass ein batteriegetriebener Lastwagen noch genügend Nutzlast haben wird, um erfolgreich betrieben werden zu können. Hier sollte wieder mehr über Wasserstoff gesprochen werden. Nach den aktuellen Zahlen gibt es in Deutschland gerade mal 31 Wasserstoff-Tankstellen, was einem Witz gleichkommt. Wie soll die Industrie etwas entwickeln, wenn absehbar keine Infrastruktur im Hintergrund verfügbar ist, um die LKW auch zu betreiben? Gerade hier kann und muss die Bundespolitik schnell handeln – sehr hilfreich wäre es schon, eine Wasserstoff- (und E-Lade-Säule) zur Auflage bei der Ausschreibung der Autobahn-Tankstellenpachten zu machen. Das würde zwar immer noch weitmaschig sein, aber zumindest für ein flächendeckendes Netz sorgen.

Es ist allerhöchste Zeit, die Zeichen der Zeit zu erkennen und zu handeln!

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Apparieren - wie Ihr Eure Mobilitätsprobleme einfach wegzaubert

01.04.2017 in Verkehrswende

Vollgequetschte Busse, Bummelbahnen, die an jeder Milchkanne halten oder Stoßstange an Stoßstange im Rushhourverkehr stehen? - Das muss nicht sein. Mit dieser einfachen Anleitung könnt Ihr lernen, Euch direkt, unmittelbar und ohne Umwege von einem Ort zum anderen fortzubewegen.

 

Nicht umsonst ist Apparieren eine der beliebtes Fortbewegungsarten und Ihr werdet schnell merken, wie praktisch es ist, wenn ihr Euch mit dem charakteristischen „Plopp“ ins Nichts auflösen und an Eurem Zielort wieder Gestalt annehmen könnt. Kein Auto, kein Zug und auch kein Flugzeug können diese Reisegeschwindigkeit übertreffen. Aber für weite Reisen, insbesondere über ganze Kontinente hinweg, sind hervorragende Apparierkenntnisse nötig, weshalb Ihr es für den Anfang lieber mit kurzen Strecken versuchen solltet, um Euch dann nach und nach zu steigern.

 

Aber jetzt konkret, wie apparieren wir? Es gibt drei goldenen Regeln (auch bekannt als The Three „D“s, die wendet Ihr an und dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen:

 

   1. Destination: Ihr konzentriert Euch vollkommen und auf das Ziel;

   2. Determination: der Wille zu apparieren muss Euren ganzen Körper durchdringen und Ihr müsst es bis in die Finger- und Zehenspitzen wollen;

   3. Deliberation: mit einer zielgerichteten Drehbewegung verschwindet Ihr und taucht an Eurem Zielort wieder auf.

 

Ihr seht, beim Apparieren kommt es vor allem auf die Konzentration und den absoluten Willen an.

Es kann eine Weile dauern, bis Ihr den Dreh raus habt, aber von da an, werdet Ihr nicht mehr anders unterwegs sein wollen.

Naja... wobei... vielleicht sollte ich Euch noch vor dem Gefühl beim Apparieren warnen. Beim Apparieren wird großer Druck auf den Körper ausgeübt und Ihr werdet Euch fühlen, als würdet Ihr durch einen engen Schlauch gepresst. Dieses Gefühl verursacht bei den ersten erfolgreichen Apparierversuchen oft große Übelkeit, aber mit der Zeit, werdet Ihr Euch daran gewöhnen. Un im Vergleich zu dieser absolut klimaneutralen Form des Reisens, sind das wirklich nur kleine Unannehmlichkeiten.

 

Auch gemeinsam Reisen mit Euren Freunden, ist mit dem sogenannten Seit-an-Seit-Apparieren kein Problem. Wenn Ihr  also Eure Clique beeindrucken wollt und sie selbst noch keine Apparierlinzenz haben, könnt Ihr ihnen den morgendlichen Weg zur Uni oder Arbeit mit dieser Methode effektiv verkürzen und sie ganz einfach mitnehmen. Sie sollten Euch dafür nur am Arm gut festhalten, wenn Ihr appariert und auf keinen Fall vor dem Ankommen loslassen.

 

Richtig zu apparieren ist vor allem eine Sache der Übung. Am besten Ihr trainiert regelmäßig, bis Ihr das Apparieren wirklich beherrscht. Gute Gelegenheiten zum Üben sind bspw. Linguistikvorlesungen, bei denen der Prof. mal wieder mit monotoner Stimme seine vollgestopften Powerpointfolien vorliest, ermüdende Gespräche Eurer Clique über den neuen Freund von Anna und seine tolle Frisur oder natürlich, wenn Eure Eltern mal wieder unangemeldet zu Besuch gekommen sind.

 

Aber Apparieren ist keineswegs ungefährlich, sondern erfordert allerhöchste Konzentration, denn Apparierfehler können neben lustigen Unfällen, wie bspw. wenn Ihr das Ziel verfehlt oder versehentlich auf andere Menschen appariert, auch zu schwersten Verletzungen führen. Leider kommt es immer wieder zu Zersplitterungen, die sehr schmerzhaft und ausgesprochen ärgerlich sind. Deshalb achtet immer gut darauf alle Eure Körperteile beim Apparieren mitzunehmen, denn ein zurückgelassenes Bein, eine verlorengegangene Nase oder ein nicht-mitapparierter halber Daumen, können Euch am Zielort schmerzlich fehlen - ganz zu schweigen davon, dass einzelne Gliedmaßen, die an Eurem Ausgangsort zurückbleiben, bei vorbeikommenden Menschen zu Irritationen führen können. Und bedenkt bitte, ein Teil, den Ihr beim Apparieren vergessen habt, kann nur mit fremder Hilfe wieder an Euren Körper angefügt werden.

 

 

Ein kleiner Hinweis noch zum Schluss, solltet Ihr auch nach mehrmonatigem und hochkonzetriertem Üben noch nicht apparieren können, könnte es leider sein, dass Ihr Muggel (nichtmagische Menschen) seid. In diesem Fall müsst Ihr aber nicht verzweifeln, sondern Euch einfach für nichtmagische, nachhaltige, umweltfreundliche und schnelle Mobilität der Zukunft einsetzen. Dafür kann ich Euch besonders das VCD-Projekt #mobilität2050 empfehlen.

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200 Jahre Fahrrad - wie steht’s um die Radkultur im Erfinderland?

11.02.2017 in Verkehrswende

Das Fahrraderfinderländle Baden-Württemberg feiert in diesem Jahr den 200. Fahrradgeburtstag. Viele Aktionen rund um den lieb gewonnenen Drahtesel sind aus diesem Anlass überall im Ländle geplant, von Ausstellungen, über Radtouren und Fahrradfilme wird alles geboten. Aber reicht das, ist Baden-Württemberg ein fahrradfreundliches Land?

Foto Katja Täubert VCD

Am 12. Juni 1817 wurde die als Urform des Fahrrads geltende Draisine, erstmals von ihrem Erfinder und Namensgeber Karls Drais durch Mannheim gefahren. In den letzten 200 Jahren hat das Fahrrad dann seinen Siegeszug durch die ganze Welt angetreten und ist heute das weltweit am meisten genutzte Transportmittel. Und auch für die nachhaltige, klimaschonende und ökologische Mobilität der Zukunft ist das Fahrrad unverzichtbar. Als Fahrraderfinderländle feiert Baden-Württemberg dieses Jahr besonders, ein Blick auf die Aktionsseite lohnt sich, und das nicht nur für Zweiradfans: www.200jahre-fahrrad.de

Aber wie sieht die Fahrradkultur im Ländle eigentlich aus?

Beim letzten abgeschlossenen (2016 wird noch ausgewertet) ADFC-Fahrradklima-Test waren 2014 in der Kategorie der Städte mit mehr als 200 000 Einwohnern zwei baden-würrtembergische Kommunen ganz vorne dabei: Karlsruhe belegte den 2. und Freiburg den 3. Platz. Und auch in den anderen Kategorien rangieren Städte aus dem Südwesten weit vorne, so ist bspw. bei den Städten zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnern Ulm unter den ersten zehn, bei den Städten zwischen 50.000 und 100.000 Einwohnern sind mit Tübingen und Friedrichshafen zwei südwest-Kommunen unter den ersten zehn und auch in der Kategorie < 50.000 Einwohner, rangiert Filderstadt unter den vordersten. Zudem haben sich rund 50 Städte, Gemeinden und Landkreise in Baden-Württemberg zur Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen zusammengeschlossen, um sich gemeinsam für die Verbesserung der Radinfrastruktur einzusetzen und voneinander zu Lernen.

Aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade im ländlichen Raum und Städten wie Reutlingen, Pforzheim oder Stuttgart noch erheblicher Nachholbedarf besteht.

 

Politisch muss sich also im Jubiläumsjahr etwas bewegen, das steht fest. So hat das Land dann auch beschlossen, zehn Radschnellwege bis 2025 in Baden-Württemberg zu bauen, um dem Autoländle den Umstieg aufs Zweirad schmackhaft zu machen. Damit die Fahrräder möglichst schnell vorankommen, sollen diese Verbindungen möglichst gerade und auf glattem Belag verlaufen sowie keine großen Steigungen aufweisen.

Und der Ankündigung folgen auch Taten, denn schon im vor wenigen Tagen beschlossenen Landeshaushalt 2017 plant die Regierung rund drei Millionen für die schnellen Radverbindungen ein. Aber das kann nur ein Anfang sein, denn Radschnellwege sind nicht eben billig. An den Kosten, die pro Kilometer zwischen 500 000 bis einer Million Euro liegen werden (aber die Kosten für einen Kilometer Autobahn zum Vergleich liegen bei etwa zehn Millionen Euro), sollen sich nach aktuellen Plänen deshalb auch der Bund und die betroffenen Kommunen beteiligen.

Von den geplanten Radschnellrouten werden in Freiburg schon seit 2015 erste Streckenabschnitte realisiert, während andere Radschnellwege, wie die Route Heidelberg-Mannheim-Ludwigshafen sich noch in der Prüfung befinden.

 

Die vor gut einem Jahr unter Verkehrsminister Winne Hermann verabschiedete RadSTRATEGIE Baden-Württemberg verfolgt in verschiedenen Handlungsfeldern das Ziel die Radkultur im Südwesten in den nächsten 10 Jahren erheblich zu verbessern und umfasst dafür auch rund 200 konkrete Maßnahmen, die von besserer Beschilderung über mehr Radabstellanlagen bis zum Neubau von Radwegen und der Vervollständigung des landesweiten Radwegenetzes gehen: www.fahrradland-bw.de/radverkehr-in-bw/radstrategie/

 

Das Fahrraderfinderländle ist also auf einem guten Weg, aber nachzuholen was viele Jahre lang versäumt wurde und den Platz fürs Rad im Autoland Baden-Württemberg zurückzuerkämpfen ist eine langwierige und mühsame Unternehmung. Die Investitionen in die Fahrradinfrastruktur sind nichtsdestotrotz lohnend, das zeigt sich immer wieder und langfristig auch ein unverzichtbarer Baustein auf dem Weg zur umweltfreundlichen Mobilität der Zukunft.

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Keine Neuzulassungen von Verbrennungsmotoren ab 2030 - Verkehrspolitik für die Zukunft oder wirtschaftsschädigende Symbolpolitik?

20.01.2017 in Verkehrswende

Ein Bundesratsbeschluss zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens hat eine hitzige Debatte über das Verbot von Verbrennungsmotoren ab dem Jahr 2030 losgetreten.

Der Bundesrat hat am 23. September 2016 ein Strategiepapier zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens verabschiedet. Darin befindet sich auch eine Passage, über die seither heftig gestritten wird, nämlich die Aufforderung an die EU, Vorschläge zu steuerrechtlichen Instrumenten zu unterbreiten, die das Ziel verfolgen, ab 2030 keine Benzin- oder Dieselfahrzeuge mehr neu zuzulassen. Eine solche Regelung kann nur EU-weit erfolgen, da es um die Typenzulassungen von Automobilen geht.

Der Bundesratsbeschluss hat eine hitzige Debatte über das Verbot von Verbrennungsmotoren ab dem Jahr 2030 losgetreten, auch wenn er in seinem Papier nicht annähernd so weit gegangen ist, sondern lediglich das Ziel verfolgt, die Anschaffung eines emmissionsfreien Autos attraktiver zu gestalten als den Kauf eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor.

 

Die deutsche Automobilindustrie und all ihre Arbeitsplätze hängen am Tropf des Verbrennungsmotors. Wenig überraschend fordert deshalb die Wirtschaft, dass sich die Politik aus der Einführung des Elektroautos heraushalten möge. Verkehrsminister Dobrindt und die CSU-Regierung in Bayern  stellen sich ebenfalls vehement auf diesen Standpunkt und fordern, wie auch das Saarland und die Grün-schwarze Landesregierung in Baden-Württemberg keine politisch vorgegebene Frist zum vollständigen Umstieg auf emmissionsfreie PKW.

 

Aber der Verkehr verursacht knapp ein Viertel aller Treibhausgasemissionen und kann folglich bei der Erreichung der Klimaschutzziele nicht außer Acht gelassen werden und das Ziel, den Verkehr bis zum Jahr 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu gestalten, wird nur erreicht werden können, wenn mindestens eine Fahrzeuggeneration davor mit der Umstellung ernst gemacht wird. Damit liegt die Zahl 2030 für den Umstieg auf der Hand ein deutliches Zeichen für die emmissionsfreie Mobilität von morgen zu setzen ist sicher richtig, aber ist ein Verbot von Verbrennungsmotoren nicht im Grunde viel zu kurz gesprungen? Was ist mit der nötigen Infrastruktur, der flächendeckenden Versorgung mit Ladestellen beispielweise oder der ausreichenden Produktion erneuerbarer Energien? Und wie werden neue Technologien, wie das autonome Fahren sich im Jahr 2030 auf die Mobilität auswirken?

 

Die Verkehrswende wird so allumfassend sein, dass sich die Fragen nach der Produktion, dem Besitz und der Nutzung von Autos völlig neu stellen wird. E-Autos werden die Verbrenner nicht 1:1 ersetzen und die Zukunft der Mobilität wird im autonomen und geteilten Fahren und damit nicht mehr im privaten PKW liegen.

Das Verbot von Verbrennungsmotoren ist eine aus unserem gegenwärtigen Mobilitätsverständnis geborene Maßnahme und es darf bezweifelt werden, dass Verkehrspolitik sich im Jahr 2030 noch um den Erwerb privater PKW mit Verbrennungsmotoren drehen wird. Heute aber kann gerade diese politisch festgelegte Jahreszahl ein Aufbruchssignal an Wirtschaft und Verbraucher sein und allein dadurch rechtfertigt sie sich.

Statt reflexhafter Ablehnung oder Beklatschung  von Vorschlägen zur Möglichmachung einer neuen Mobilitätskultur, wäre mehr Mut zu Visionen wünschenswert.

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Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? URBAN MOBLITY TALKS #UMT2016

09.10.2016 in Verkehrswende

Am 17.9. fanden im Stuttgarter Turmforum die Urban Mobility Talks statt. Viele junge und junggebliebene Menschen haben über die Mobilität der Zukunft diskutiert.

Rückblickend hat sich für mich die Frage nach der Zukunft des ÖPNV, als besonders brisant erwiesen. Denn wenn die Mobilität autonom, geteilt und elektrisch ist, was bedeutet das für Busse, Straßenbahnen, Fahrräder und nicht zuletzt die Bahn?

Foto #UMT2016 Michael M. Roth

Diese Frage fordert uns besonders heraus, da wir uns aus ökologischen Überzeugungen für die Mobilität von Morgen einsetzen. Aktuell ist das eine klare Sache und bedeutet vor allem Einsatz für ÖPNV, Rad- und Fußverkehr, woraus auch eine natürlich Gegnerschaft zum MIV ergibt. Doch diese Pauschalität birgt auch Risiken und führt in der Konsequenz dazu, dass wir uns oftmals schon schwer damit tun Carsharing, erst Recht die Free-floating Varianten zu unterstützen.

 

Das autonome und geteilte E-Auto lässt sich aber überhaupt nicht mehr in die Kategorien MIV oder ÖPNV pressen, es wird sich gleichermaßen auf Kosten des Privatautos, wie auch des öffentlichen Nahverkehrs breitmachen. Es wird die eigenen Autos verdrängen, was uns nur freuen kann, aber es wird eben auch Busse, Fahrräder und Straßenbahnen verdrängen, was für uns ganz neue Herausforderungen birgt. Vollgestopfte Pendlerzüge, die an jeder Milchkanne halten, zittern und frieren beim Fahrradfahren im Winter, der verzweifelte Versuch ein Buch zu lesen, wenn gefühlt die ganze Geschwister-Scholl-Schule morgens auf dem Schulweg mit im Bus sitzt – würden wir uns das noch antun, wenn ein autonomes Auto uns emissionsfrei daheim abholt und direkt zu unserem Ziel bringt? Wohl kaum und auch vielen anderen Menschen wird es so gehen, davor dürfen wir die Augen nicht verschließen.

Wir müssen uns dieser Zukunft und ihren Herausforderungen stellen und sie mitbedenken bei unseren Forderungen. Wir müssen neue Fragen stellen, wie zum Beispiel, wie kann ein autonomes Auto ein öffentliches Verkehrsmittel werden, was muss städtebaulich beachtet werden, damit der schienengebundene ÖPNV nach wie vor schneller sein kann, als ein autonomes Auto, wie muss sich die Bahn verändern, um trotz der neuen Konkurrenz ein attraktives Verkehrsmittel zu sein, was kann das Reizvolle am Fahrradfahren sein, wenn die Probleme des heutigen MIV, wie Stau, Parkplatzsuche und klimaschädliche Abgase wegfallen und wie müsste ein autonomer Stadtbus gestaltet sein, um eine günstigere und nicht eine unbequemere Alternative zum autonomen Auto zu sein?

 

Es ist richtig, dass wir uns heute für den ÖPNV stark machen, aber wir dürfen dabei nicht in den Reflex verfallen, den heutigen ÖPNV gegen die zukünftige Mobilität zu verteidigen. Die Gegnerschaft von MIV und ÖPNV wird es 2050 im Zeitalter der autonomen Mobilität nicht mehr geben und das müssen wir auch heute schon bedenken.

 

 

Ihr seht das anders? Dann diskutiert unter diesem Beitrag mit. Was wird aus dem ÖPNV 2050 geworden sein und was müssen wir heute schon dafür tun?

 

Mehr Eindrücke und Infos von den Urban Mobility Talks findet Ihr hier:

https://www.energieundklimaschutzbw.de/urban-mobility-talks-2016-videogalerie/

https://www.energieundklimaschutzbw.de/urban-mobility-talks-2016-bildergalerie/

https://www.energieundklimaschutzbw.de/category/umt-2016/

https://www.energieundklimaschutzbw.de/umt2016/keynote-panel-leiter/

 

 

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What the Fuck ist eigentlich die „Wendlinger Kurve“?!

16.07.2016 in Verkehrswende

Wendlingen, das beschauliche Städtchen am Neckar, ist seit einigen Jahren verstärkt in den öffentlichen Fokus geraten. Grund dafür ist das Bahnprojekt Stuttgart 21 und die damit verbundene neue Hochgeschwindigkeitstrasse für den Bahnverkehr zwischen Stuttgart und Ulm, die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm. Teil des Bahnprojekts ist auch die „Wendlinger Kurve“ und um die Aufregung rund um dieses kleine Stückchen Schiene zu verstehen, die Bedeutung die es im großen Projekt einnimmt, müssen wir ein bisschen ins Detail gehen:

 

 

By K. Jähne (Own work) [CC BY-SA 2.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Weil die alte Strecke zwischen Stuttgart und Ulm noch aus den ganz frühen Tagen der Eisenbahn stammt und am Albaufstieg, der berüchtigten „Geislinger Steige“ nur Geschwindigkeiten von um die 70 km/h gefahren werden können, träumten die Bahn und ihre Kunden schon lange von einer neuen Strecke.

Die Diskussion, wie und wo diese neue Strecke verlaufen könnte, ob es nicht auch reichen würde die alte zu ertüchtigen, erhitze über viele Jahre die Gemüter.  Konzepte, Gutachten und Gegengutachten jagten einander, kurz: der Streit über die Neubaustrecke wurde nicht weniger hingebungsvoll geführt, als der um die Tieferlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofes.

Am Ende konnte zwar so manches Schreckensszenario, wie beispielsweise, dass diese neue Strecke an Ulm vorbei und über die Ostalb Richtung München führen könnte, abgewendet werden, aber wie es bei Projekten dieser Größenordnung so ist, blieben den Kritikern bis heute noch immer genügend Themenfelder, um sich auszutoben. Darunter auch die besagte „Wendlinger Kurve“.

 

Nichtsdestotrotz hat der Bau der weitgehen unterirdisch verlaufenden Neubaustrecke, dessen Gesamtkosten offiziell auf 3,26 Milliarden Euro geschätzt werden, 2010 begonnen und macht beachtliche Fortschritte, sodass die fahrplanmäßige Inbetriebnahme der neuen Strecke am 4. Dezember 2021 wohl eingehalten werden kann.

Damit hat die Neubaustrecke der Tieferlegung des Bahnhofes einiges voraus, denn mit dessen rechtzeitiger Fertigstellung und Inbetriebnahme rechnet unter Experten kaum noch jemand.

 

Aber was passiert eigentlich, wenn die Neubaustrecke vor dem Tiefbahnhof fertig werden sollte?

Hier kommen jetzt die Kurven rund um Wendlingen ins Spiel, die sogenannte  „Wendlinger Kurve“ auf der einen Seite und die „Güterzuganbindung“ auf der anderen.

 

Die „kleine Wendlinger Kurve“ ist eine eingleisige und höhengleiche Kurve, durch die die Neubaustrecke mit der bestehenden Schienenstrecke zwischen Stuttgart und Tübingen, der  Neckartalstrecke (Wendlingen - Plochingen – Esslingen – Stuttgart) verbunden werden soll. Während die Abfahrt der aus Stuttgart kommenden Züge von der Neubaustrecke herunter relativ unkompliziertes Rechtsabbiegen bedeutet, sollen die aus Tübingen kommende Züge auf die Neubaustrecke Richtung Stuttgart geführt werden, indem sie - bei geringem Tempo versteht sich -  erst auf das Gleis nach Ulm und dann über eine Weiche weiter auf das Nachbargleis nach Stuttgart geführt werden. Damit queren sie die nach Ulm führende Spur der Neubaustrecke und blockieren sie für einige Minuten. Dadurch liegt die Kapazität der „kleinen Wendlinger Kurve“ bei stündlich nur zwei Zügen pro Richtung.

Dass das keine besonders leistungsfähige Einschleifung sein kann und schon bei geringen Verspätungen zu erheblichen Problemen führen kann, ist offensichtlich. Die Lösung wäre ein zweites Gleis, das mit einer nievauungleichen Schleife über die Neubaustrecke hinwegführt und dann direkt auf das Gleis Ulm–Stuttgart einmündet. Die sogenannte „große Wendlinger Kurve“.

An den Flächen dafür würde es nicht scheitern, der Regionalverband Stuttgart würde sie gerne bereitstellen, doch Bahn und Bund wollen an der Eingleisigkeit festhalten, um Kosten zu sparen. Das aber geht auf Kosten der Zukunftsfähigkeit, denn nur die „große Wendlinger Kurve“ lässt Spielraum für ein zukünftiges Mehr an Mobilität und Zügen an dieser Stelle.

 

 Nicht weniger kompliziert verhält es sich mit der zweiten Kurve, die nur den klingenden Namen  „Güterzuganbindung“ trägt, die aber ermöglichen könnte, dass auch Züge zwischen Ulm und Stuttgart von der Neubaustrecke auf die Neckartalstrecke abfahren können und umgekehrt, was die Inbetriebnahme der Neubaustrecke auch ohne den fertig gebauten Tiefbahnhof ermöglichen würde.

Wie der Name des Streckenabschnittes unschwer erkennen lässt, ist er bisher nur für Güterzüge gedacht und jeder Überlegung hier auch Personenzüge verkehren zu lassen, stellen sich Bund und Bahn vehement entgegen.

Damit steht zu befürchten, dass eher die Fertigstellung der Neubaustrecke so lange verzögert wird, bis auch der Tiefbahnhof fertig ist, als dass sie rechtzeitig fertiggestellt und durch leistungsfähige Kurven bei Wendlingen an das bestehende Netz angeschlossen und somit in Betrieb genommen werden wird.

 

Nicht zuletzt an der „Wendlinger Kurve“ oder vielmehr den „Wendlinger Kurven“ liegt es also, ob die Neubaustrecke eine isolierte Verbindung zwischen Ulm und Stuttgart bleibt, oder zu einem leistungsstarken, flexiblen und zukunftsfähigen Mobilitätsknotenpunkt wird, der sich auf die gesamte Region vorteilhaft auswirkt.

So geriet das kleine Wendlingen, das vom Bahnprojekt Stuttgart-Ulm wohl vor allem ein mehr an Verkehrslärm erwarten kann, unversehens in den Mittelpunkt der berühmten Europäischen Eisenbahnmagistrale Paris–Budapest und ist – zumindest als Namensgeber umstrittenen Eisenbahnkurven - republikweit in aller Munde.

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Teil 2: Donauraumstrategie auf der Straße - ein notwendiges Übel?

05.06.2016 in Verkehrswende

 

Dass im Straßenverkehr nicht die ökologische Mobilität der Zukunft liegt, ist heute weitgehend Konsens unter Verkehrsexperte. Denn er verschlingt fossile Brennstoffe, bewegt pro Fahrzeug oft nur wenige Menschen und setzt mit seinen Abgasen, Klima und Umwelt zu. Zumindest gilt das für Westeuropa. Aber was ist mit den Ländern am unteren Donaulauf, Rumänien und Bulgarien, dem ländlichen Ungarn, Moldawien oder der Ukraine? Wo noch die Pferdekarren über schlaglochgespickte Feldwege holpern und der Traum von der Mobilität für alle noch ein ferner ist? Wo glatt geteerte Autobahnen und ein Auto, das jünger ist als 20 Jahre, die Zukunftsvision sind?

 

 

 

Der Ist-Stand der Straßenverkehrsinfrastruktur beispielsweise in Rumänien, einem der ärmsten Länder der Europäischen Union ist nach wie vor miserabel. Das rumänische Straßennetz  hat nur eine Länge von ca. 80.000km, zum Vergleich das deutsche hat knapp 650.000km Länge. Grenzkontrollen, zum Beispiel nach Ungarn sorgen für kilometerlange Staus und behindern den europäischen Warenverkehr. Die Straßen, die es gibt sind zum Teil veraltet, holprig und haben wenig Kapazität.
Gute Verkehrsinfrastruktur ist aber der Dreh- und Angelpunkt für wirtschaftliche Entwicklung im heutigen Europa.
Gerade Rumänien hat das Potential eine wichtige Mobilitätsdrehscheibe zu werden, in der verschiedene Verkehre, wie Schiene, Straße, Binnen- und Hochseeschiffahrt (das rumänische Constanta ist der Hafen mit der zweitgrößten Kapazität in Europa) von Europa, bis zum schwarzen Meer und nach Osten zusammengeführt werden.
Der Zustand der rumänischen Verkehrsinfrastruktur jedoch schreckt ausländische Investoren ab und behindert so das Wirtschaftswachstum, dass das postkommunistische Land dringend bräuchte, um seinen Bürgern einen Lebensstil zu ermöglichen, der annähernd dem in der Rest-EU entspricht.


Umso erstaunlicher ist es, dass Rumänien die Mittel des EU-Strukturfonds in den letzten Jahren nur zu rund einem Drittel abgerufen hat. So hat Polen beispielsweise  in den letzen Jahren etwa zehn mal mehr EU-Mittel in den Straßenbau gesteckt als Rumänien.


Der Ausbau des Straßennetzes ist also notwendig, um Mobilität in den Ländern des unteren Donauraumes überhaupt erst zu ermöglichen, aber fördert er nicht erst recht umweltschädliches Mobilitätsverhalten, versiegelt unnötig Flächen und bringt mehr Verkehre auf die Straße?
Wie lässt sich dieses Dilemma lösen? Freu mich auf Eure Diskussionsbeiträge.

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Mischt Euch ein! Entwurf für den Bundesverkehrswegeplan vorgelegt

17.04.2016 in Verkehrswende

Der Entwurf für den Bundesverkehrswegeplan wurde vorgelegt -  und er lässt noch Raum für Verbesserungen, deshalb mischt Euch ein und beteiligt Euch noch bis zum 2. Mai

 

Die gute Nachricht ist – der Paradigmenwechsel hin zum Erhalt vor dem Neubau kommt auch beim Bundesverkehrswegeplan (BVWP) an, zumindest verbal wird er als oberstes Prinzip genannt. Das ist sehr zu loben, denn die Versuchung für Politikerinnen und Politiker nach so vielen Spatenstichen wir möglich ist groß. Oft wurde deshalb schon der erste Spatenstich für eine neue Straße medial abgefeiert, völlig ungeachtet dessen, ob die Straße wirklich notwendig war oder die Finanzierung für den Straßenneubau überhaupt sichergestellt war.

Die klare Botschaft gegen diese Spatenstich-Verkehrspolitik ist daher sehr erfreulich.


Ebenso positiv ist die dem BVWP zugrunde liegende Denkweise in großen Achsen, denn die Sicherung großräumiger Mobilität hat Vorrang vor Umgehungsstraßen von lokaler Bedeutung.


Leider sind die guten Nachrichten damit aber schon zu ende und die schlechten überwiegen: der Entwurf schafft es nicht, klar auf umweltfreundliche Mobilität zu setzen und den Ausbau des Schienennetzes einen Vorrang zu geben, auch die Wasserstraßen leiden weiterhin an einem Sanierungsstau. Und auch die Gesamtkosten sind um ca. 30% deutlich höher als die zur Verfügung stehenden Mittel.


Ferner sind viele Straßenprojekte drin, die aus Sicht des Naturschutzes zumindest sehr bedenklich sind. Auch das sollte sich noch ändern. Und vom Ausbau des Schienengüterverkehrs und der Verknüpfung verschiedener Verkehrsträger findet sich leider auch viel zu wenig.


Was bedeutet der BVWP für Euch vor Ort? Hier http://www.bvwp-projekte.de/ ist es im Detail zu finden. Und hier http://www.bmvi.de/DE/VerkehrUndMobilitaet/Verkehrspolitik/Verkehrsinfrastruktur/Bundesverkehrswegeplan2030/StellungnahmeAbgeben/stellungnahme_node.html könnt Ihr noch bis 2. Mai eine Stellungnahme dazu abgeben.

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Teil 1: Donauraumstrategie auf dem Wasser - Binnenschifffahrt als Umweltzerstörer oder Klimaretter?

20.12.2015 in Verkehrswende

Die Binnenschifffahrt ist im Großen und Ganzen eine ökologische Form der Mobilität, erst recht wenn dadurch Verkehre auf der Straße vermieden werden. Das liegt vor allem daran, dass sich per Schiff sehr viel mehr Waren auf einmal bewegen lassen, als per Bahn oder LKW und dadurch für den Transport einer bestimmten Menge von Gütern deutlich weniger Energie benötigt wird, das macht die Binnenschifffahrt beim Energieverbrauch nicht nur zu einem ökologischen, sondern auch zum wirtschaftlichsten Verkehrsträger. In der Binnenschifffahrt liegt also ein großes Zukunftspotential, erst recht wenn es um die immer knapper werdenden Energieressourcen geht.

Flickr/ Marco Fieber/ CC BY-NC-ND 2.0

 

Nix los, auf der Donau

Fährt man aber mit dem Schiff vom bulgarischen Ruse die rund 600 km donauabwärts bis ans Delta, dann ist das eine vergleichsweise einsame Sache, denn außer kleinen Booten, mit denen in Ufernähe gefischt wird, einem vereinzelten Flusskreuzfahrtschiff, oder Sportmotorbooten trifft man so gut wie keinen Verkehr auf dem breiten Strom. Das überrascht einigermaßen, besonders wenn man den Rhein und dessen Schiffsaufkommen vor Augen hat und weiß, dass es eigentlich mehr als sinnvoll wäre Güter vom Hochseehafen Constanţa an der rumänischen Schwarzmeerküste über die Donau weiter in Richtung Westeuropa zu verschiffen.

 

Woran liegt das?

In Rumänien, ist zwar die mit 2107 Schiffen größte Flotte im Donaugebiet heimisch, jedoch ist das im Vergleich zu den Flotten, die auf dem Rhein, einer der meistbefahrendsten Wasserstraßen der Welt, unterwegs sind, vernachlässigbar wenig, allein in den Niederlanden sind rund viermal so viele Binnenschiffe gemeldet. Überhaupt macht der Blick zum Rhein deutlich, wie viel ungenutzte Kapazität die Donau als internationale Wasserstraße noch bietet. Das liegt vor allem an der mangelnden Infrastruktur. Der Rhein, der deutlich flacher ist als die Donau, hat ein mehrfach höheres Transportaufkommen, da Häfen und Infrastruktur die Binnenschifffahrt attraktiv machen. Die Donau hingegen ist nicht ausgebaut, es gibt kein gemeinsames Konzept der Anrainer und auch kein spürbares Interesse, daran etwas zu ändern.

 

Was tun?

Die Donauraumstrategie hat sich auch die Förderung der Binnenschifffahrt auf die Agenda gesetzt, denn ein Ausbau dieser Infrastruktur käme einem Konjunkturprogramm für die brach liegende Industrie an den Ufern der Donau gleich und würde den strukturschwachen Regionen zu wirtschaftlicher Prosperität verhelfen. Aber die Kehrseite der Pläne, die Donau für die Binnenschifffahrt auszubauen und reizvoll zu machen, wäre neben einem hohen finanziellen Aufwand auch die Inkaufnahme von Umweltschäden. Das Haupthindernis der Donauschifffahrt, nämlich die Schwankungen des Wasserpegels, lassen sich nur durch das Aufstauen einiger Donauzuflüsse oder des Flusses selbst ausgleichen, was einen großen Eingriff in sensible Ökosysteme bedeuten würde.

 

Ist die Förderung eines ökologisch und ökonomisch sinnvollen Verkehrsträgers, wie dem Binnenschiff sinnvoll, auch wenn das mit Umweltzerstörungen einhergehen würde? 

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